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Mit Wortkargkeit ist eher nicht zu rechnen

IM PORTRÄT / BAZON BROCK

25/03/15 „Der Heilige Geist wurde ersetzt durch das Publikum, ohne dessen Rezeption kein Werk Wirkung haben kann.“ Was uns das auch immer sagen will über Ersteren oder Zweiteres: Als Aphorismus auf Vernissagen taugt das Statement alleweil. Bazon Brock ist es eingefallen. Und Bazon Brock ist der Salzburg Foundation eingefallen.

„‚Zur Sache‘“ bittet die Salzburg Foundation mit ihrer neuen Veranstaltungsreihe, die am 26. März startet. Große Themen kurzweilig aufbereitet - das hat man sich für Vorträge und Diskussionsrunden vorgenommen. Bazon Brock und Gäste werden künstlerische und kunsttheoretische Fragen erörtern.“ Soweit die lapidare Aussendung an die Presse.

Wer die Homepage von Bazon Brock aufschlägt, bekommt ein deutlich weniger nüchternes Bild von diesem gleichermaßen analytisch-präzisen wie unterhaltsamen Querdenker. Das schöne Wort „Schaudenker“ hat er neben seinen Namen gesetzt. Eigentlich heißt Bazon Brock mit Vornamen Jürgen Johannes Hermann, aber das tun wohl andere Deutsche auch. Eine „Professur für Prophetie“ – sowas indes haben die wenigsten Leute in ihrer Vita stehen. Bazon Brock hat eine solche in Saarbrücken inne, seit Herbst des Vorjahres.

Als „Denker im Dienst, tapfer und theoretisch“ bezeichnet er sich unter anderem, als Künstler ohne Werk (und mit abgelegtem Werkzeug) bezeichnet sich der emeritierte Professor für Ästhetik, Aktionskünstler und Autor. An der Bergischen Universität Wuppertal hatte er eine Professur für Ästhetik und Kulturvermittlung, in den späten siebziger Jahren war er auch Professor an der Universität für angewandte Kunst in Wien.

Er ist auch Leiter der „Denkerei“ in Berlin, einem „Amt für Arbeit an unlösbaren Problemen“. Über solche online zu diskutieren, lädt deren Homepage unter anderem ein. Freilich: Die bisher drei Problem-Anstöße dieses Jahres haben allesamt noch keine Mit-Diskutanten gefunden. Das war in Bazon Brocks „Besucherschulen“ durchaus anders, mit denen er zwischen 1968 bis 1992 dem documenta-Publikum in Kassel auf unkonventionelle Weise die Kunst nähergebracht hat. In Salzburg werden Leute wie Peter Sloterdijk, Peter Weibel, Erwin Wurm mit ihm auf dem Podium sitzen – mit Wortkargkeit ist also auch da eher nicht zu rechnen.

Geplant sind von der Salzburg Foundation jedenfalls fünf Termine bis März 2016, zu denen Bazon Brock jeweils einen Gast einlädt. Zum Auftakt am 26. März wird er von Peter Weibel unterstützt, dem Direktor des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Aber auch das Publikum ist aufgefordert, sich an der Diskussion zu beteiligen, die mit der provokanten Frage „Jedermann ein Künstler?“ ein Diktum von Joseph Beuys aufgreift.

Beuys war überzeugt, dass jeder Mensch, unabhängig davon, ob er bildkünstlerisches oder musisches Talent besitzt, aufgefordert und in der Lage ist, sich kreativ ins Gemeinwohl einzubringen und dieses mitzugestalten. So entsteht eine „soziale Plastik“, bei der aktive Teilhabe die Gesellschaft formt. Auch die Salzburg Foundation hat sich über zehn Jahre hinweg mit dem Kunstprojekt im öffentlichen Raum eingebracht, hat mitgestaltet und gesellschaftlich gewirkt. Ist das Kunstprojekt Salzburg also auch eine soziale Plastik?

Wie auch immer: Bazon Brock ist allemal einer, der aus dem Leben über den Tellerrand schaut und die Kunst entdeckt – oder eben vom Präsentierteller der Künste blickt und feststellt, „wie die vermeintlichen Spinnereien der Künstler in die Welt der Unternehmer, Ökonomen, Börsianer und Politiker einbrachen“. Das erklärt er einige Tage vor seinem ersten Salzburger Auftritt in seiner Berliner „Denkerei“. Wor erinnern uns: Das Geld für das Kunstprojekt der Salzburg Foundation kam von der Wirtschaft. Bazon Brock ist wohl der richtige Mann, und fünf Termine sind sicherlich total knapp bemessen, um Kunst- und Gesellschafts-Auffälligkeiten unserer Zeit zu (er)klären. (dpk-krie)

Zur Sache: 26. März 19.30 Haus für Mozart/Salzburg Kulisse – Anmeldung Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! : www.bazonbrock.de ; www.denkerei-berlin.de
Bilder: www.bazonbrock.de / Norbert Miguletz (1)

 

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