TODESFALL / FERDINAND AICHHORN
25/09/25 Seine Leidenschaft waren Textilien, und zwar solche, die in traditionellen Techniken und Formen im asiatischen Raum gewebt wurden. Ferdinand Aichhorn, Salzburger Architekt und Galerist, ist kürzlich 91jährig verstorben.
Von Reinhard Kriechbaum
Schwer vorstellbar, aber so war's: Ferdinand Aichhorn war der erste Kleinarler, der maturierte. Das war am Borromäum, aber aus dem 1934 geborenen jungen Mann ist dann doch kein Priester geworden, sondern er studierte in Wien an der Hochschule für Bodenkultur/Kulturtechnik und Architektur an der Technischen Universität. Er war dann in Israel und in der Schweiz als Architekt tätig, danach folgte eine Lehrtätigkeit an der Technischen Universität in Stuttgart.
Für Salzburg nicht unwesentlich: Ab 1978 bis 2004 war er freiberuflich als Raumplaner in Salzburg tätig, zu Beginn eine noch gar nicht übliche Sache. In vierzig Gemeinden war er in der Raumplanung tätig.
Was aber ab den 1970er Jahren viel Raum und Zeit einnahm in seinem Leben, war sein außerordentliches Interesse an der Textilkunst. Er bereiste jedes Jahr mehrere Wochen lang Asien und kehrte oft mit besonderen Stücken und immer mit neuem Wissen um Webe- und Färbetechniken und auch um die Motive der Textilien heim. Indonesien, Indien Burma, Thailand und Kambodscha – Aichhorn besuchte (im Regelfall mit öffentlichen Verkehrsmitteln, um den Menschen nahe zu kommen) bevorzugt Orte und Textilwerkstätten, wo alte und seltene Techniken noch gepflegt werden. Der Schwerpunkt der Textilsammlung liegt auf den Reservierungstechniken Batik, Plangi und insbesondere Ikat, dazu alle Arten von Stickereien, weiters Patchwork, Applikationen, Stempeldruck und eine umfangreiche Auswahl von Textilien aus Kaschmir vom 18. Jahrhundert bis heute. Ferdinand Aichhorns Expertise schlug sich in einigen Buchveröffentlichungen (im Verlag Pustet) nieder. Die „Aichhorn Collection“ ist in Fachkreisen angesehen.
2005 eröffnete er in der Steingasse die textil-kunst-galerie. Dort fand auch die eigenwillige Aiko-Krippe seiner ersten Frau, Brigitte Aichhorn-Kosina, Aufstellung, die jedes Jahr gezeigt wird. Ab 1963 ist diese riesige Krippenanlage entstanden, die viele Bezüge auch zur Biographie von Ferdinand Aichhorn aufweist. (dpk-krie)
Publikationen von Ferdinand Aichhorn – pustet.at
Bild: Verlag Anton Pustet