Wildererdrama – topaktuell

DREHBUCHENTWICKLUNGSPREIS

20/10/21 Die Stadt Salzburg schreibt seit 2013 alternierend zwei Drehbuchpreise, den „Simon S. Salzburger Filmnachwuchspreis“ und den am Mittwoch (19.10.) aktuell vergebenen „Drehbuchentwicklungspreis“, aus.

Der Hauptpreis ging mit einstimmiger Jury-Entscheidung an Florinda Frisardi für ihr Exposé „Intimate Strangers“, zweite Preis an David Gross für „Fake Priest“, der dritte Preis an Paul Porenta für „Das Unheil, das mein Leben verpfuscht hat“.

Ziel des Preises sei es, „in der wichtigen frühen Phase der Stoffentwicklung“ zu unterstützen und „dem Bedarf nach der Entwicklung hochwertiger Stoffe für die Filmbranche nachzukommen“, so Martina Greil, Filmreferentin in der Kulturabteilung und Organisatorin des Wettbewerbs in Kooperation mit dem drehbuchFORUM Wien. Die Resonanz auf die Ausschreibung, mit heuer elf Exposés mit durchwegs hoher Qualität, bestätige, dass man mit dem Preis am richtigen Punkt ansetze. Der Drehbuchentwicklungspreis stehe am Beginn eines Prozesses, „der reale Umsetzungschancen bis zur Filmrealisierung bieten soll“, so Greil. Der unabhängigen Fachjury gehörten in diesem Jahr die Drehbuchautorin Alrun Fichtenbauer, die Autorin Ingrid Kaltenegger und der Regisseur, Autor und Produzent Bernhard Wenger an. 

Der Hauptpreis in Höhe von 3.000 Euro wird für die Weiterentwicklung des eingereichten Exposés zum Treatment für einen Kinospielfilm ab einer Länge von 60 Minuten vergeben. Zusätzlich bietet der Preis eine professionelle dramaturgische Betreuung bei der Ausarbeitung des Stoffes. Der zweite und der dritte Preis sind mit jeweils 1.500 Euro prämiert.

Florinda Frisardi greife in ihrem Exposé „Intimate Strangers“ das japanische Phänomen der „gemieteten Familienmitglieder“ auf. „In feinen Bildern und Situationen erzählt sie von ihrer Hauptfigur, Kaoru, die nach längerer Abwesenheit etwas verloren in Japan ankommt und dort die Stellvertreter-Rolle einer Tochter annimmt.“ Die Jury sah ein „interessantes und noch wenig bearbeitetes Thema, das großes Potential für ein spannendes wie auch berührendes Mystery-Drama beherbergt. Als Mentorin, die Florinda Frisardi bei der Ausarbeitung begleiten wird, ist auf Vorschlag des drehbuchFORUM Wien die renommierte Regisseurin und Drehbuchautorin Barbara Albert angefragt.

Die Prämisse von David Gross' „Fake Priest“ sei spannend und biete viel Potential für einen humorvollen Genre-Film, in dem ein österreichischer Fake Priest in Japan ins Wedding-Business ein steigt. „David Gross bettet eine bekannte Geschichte in ein neues, interessantes Setting und schafft so die Grundlage für ein unterhaltsames, flottes Gangster-Movie.“ Ganz zufrieden scheint man dennoch nicht gewesen zu sein: „Für die weitere Entwicklung des Buches wünscht sich die Jury, dass „sich der Autor von vorhandenen Klischees entfernt, indem er seine Figuren besser kennenlernt und das Potential des Stoffes besser ausschöpft.“

„Das Unheil, das mein Leben verpfuscht hat“ von Paul Porenta erzählt aus der Zwischenkriegszeit von der Sennerin Kathi, die mit Wildern ihre drei Kinder durchzubringen versucht. „Ausgerechnet ihr Geliebter, der Revierjäger, wird dadurch zu ihrem größten Feind, dem sie sich auf keinen Fall zu erkennen geben darf.“ Überzeugend haben die Jury der Spannungsgehalt, „der das Potential für einen historischen Alpenwestern bietet“ und „die Figur der unbeugsamen Sennerin“. Auch hier gibt es Vorbehalte der Jury: Für die Weiterentwicklung empfehle man dem Autor – obwohl es sich um eine wahre Begebenheit handelt – das Ende zu überdenken. „Es wäre wünschenswert, sich von der immer gleichen Erzählung über die Bestrafung einer mutigen Frau zu entfernen und ebenso mutig neue Wege für das Selbstverständnis der Hauptfigur zu finden. (InfoZ / dkp)

Bild: Info/ Alexander Killer