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Schräg. Tragisch. Komisch.

LATEINAMERIKA FILMFESTIVAL

28/03/22 Das 14. Lateinamerika Filmfestival steigt von 29. März bis 11. April. Das Kino zeigt in 91 Vorstellungen 28 Spiel- und Dokumentarfilme aus 13 Ländern, die aus verschiedensten Blickwinkeln Lateinamerika ins Bild rücken. Eröffnet wird am Dienstag (29.3.) mit der argentinischen Krimi-Komödie Criminales como nosotros.

Von Heidemarie Klabacher

Alternder Fußballstar will seinem Dorf mit kühner Investition auf die Beine helfen, wird von skrupellosem Banker gefoult und versucht mittels Bankraub das Geld zurückzukriegen: Glorreiche Verlierer heißt der Film von Sebastián Borensztein auf Deutsch. Besser – und markanter übersetzt wäre wohl Verbrecher wie wir. Robin Hood und seine Bande nix dagegen. Ein heiterer Streifen zum Auftakt, nach dem es keineswegs immer so gemütlich weitergeht.

Der Kameramann und Drehbuchautor Sepp R. Brudermann und die Regisseurin Anabel Rodríguez Ríos etwa dokumentieren in ihrem Film Érase una vez en Venezuela den Untergang eines entlegenen Dorfes am Maracaibo-See. Brudermann ist zu Gast im Das Kino und wird von der langen Entstehungsgeschichte des Streifens berichten.

In klassischer Erzähltradition nimmt dagegen der argentinische Regisseur Pablo Solarz, Sohn jüdischer Einwanderer, sein Publikum mit auf eine Reise in die Vergangenheit: El último traje – Das letzte Geschenk erzählt von einer Art argentinischem Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Auch wenn Abraham erst 88 ist.

Die 14. Festivalausgabe lege ihr Augenmerk aber auch auf „beeindruckende Spielfilmdebüts einer jungen Generation von Filmschaffenden, die neue Bildsprachen für sich entdeckt haben und dadurch neue Blickwinkel auf Lateinamerika und seine gesellschaftlich relevanten Themen eröffnen“, so Sigrid Gruber vom Lateinamerika Festival.

Die mexikanische Regisseurin Fernanda Valadez schildert in Sin señas particulares von „der Realität eines von Kartellen regierten Landes, die tausende Menschen zur Migration zwingt“. Der Film gewann beim Sundance Filmfestival den Publikumspreis. Die schwedisch-costaricanische Regisseurin Natalie Álvarez Mesén erzählt in Clara Sola in poetischen Bildern eine moderne Emanzipationsgeschichte.
„Der Wunsch, neue kinematografische Wege zu bestreiten, ist allgegenwärtig. Die Trennung zwischen Spiel- und Dokumentarfilm verschwimmt“, schildert Sigrid Gruber eine Tendenz. „Genregrenzen werden aufgelöst und neue Erzählweisen ausprobiert, etwa indem mit mythischen Elementen und Horrorfilmanleihen Geschichte aufgearbeitet wird.“ Einen Perspektivenwechsel vollziehe Regisseur Samuel Kishi, wenn er in Los Lobos die Geschichte eines Migrationsschicksals gänzlich aus Sicht der Kinder erzählt.

Um Kinder – nach der Geburt geraubte verkaufte Säuglinge indigener Frauen – geht es in MelinaLeóns preisgekrönten Debütfilm Canción sin nombre basierend auf den Recherchen ihres Vaters Ignacio, der in den 1980er-Jahren als Journalist tätig war. „In Schwarz-Weiß und einem fast quadratischen Format gedreht, beeindruckt besonders die expressionistische Atmosphäre, die durch die Filmmusik noch verstärkt wird. Ein außergewöhnliches, schmerzhaftes Bilderwerk aus Peru“, heißte es über Lied ohne Namen, entstanden 2019. Auszeichnungen seither: Bester Film
Filmfestival Havanna 2019. Publikumspreis FICUNAM Festival Mexiko City 2020. Beste Hauptdarstellerin Filmfestival Lima 2020. Beste Regie Filmfestival Thessaloniki 2020.

„Sehr erfreulich“ sei die Tatsache, „dass im diesjährigen Programm wieder die Hälfte der gezeigten Filme von Frauen gemacht wurde“, betont Das Kino-Leiterin Renate Wurm. Ein kräftiges Lebenszeichen gebe der Dokumentarfilm, der mit zwölf Produktionen vertreten und vielen Filmgesprächen begleitet werden wird. Auch heuer, nach langer Corona-Durststrecke, geht das wieder on Tour: „Neben unseren bewährten Partnern Oval im Europark, Das Zentrum in Radstadt und Filmcasino Wien schicken wir im April und Mai ein Best of auch ins Cinema Paradiso St. Pölten & Baden sowie ins Moviemento Linz.“

Lateinamerika Festival – 29. März bis 11. April - www.daskino.at
Bilder: www.daskino.at

 

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