… davor noch Fischbuletten

NEU IM KINO / EIN MANN VON WELT

29/02/11 Ulrik hat viel Zeit seines Lebens im Gefängnis verbracht. Das bringt der Job als Mann fürs Grobe in einer Verbrecherbande so mit sich. Die aktuelle Strafe hat er allerdings aus privaten Gründen ausgefasst – zwölf Jahre, weil er den Liebhaber seiner Frau erschossen hat. Aber auch diese Zeit geht vorbei und Ulrik hat vor, diesmal sauber zu bleiben.

Von Michael Russ

altDer norwegische Regisseur Hans Peter Moland und Hollywoodschauspieler Stellan Skarsgard bereichern mit „Ein Mann von Welt“ den skandinavischen Kriminalfilm um eine schwarzhumorige Facette.

Sein alter Boss Jensen (Björn Floberg) besorgt Ulrik (Stellan Skarsgard) ein Zimmer und einen Job in einer Autowerkstatt. Beides ist recht heruntergekommen, wie übrigens auch Jensens Bande, die in letzter Zeit nur noch aus Jensen und seinem Gehilfen Rolf bestanden hat. Ulrik soll der Bande wieder Respekt verschaffen, indem er den Bruder seines Opfers erschießt, weil dessen Aussage ihn ins Gefängnis gebracht hat.

altSeine  Vermieterin, Jensens ältere Schwester Karen Margarete (Jorunn Kjellsby), zeigt sich zuerst abweisend, versorgt Ulrik  nach einiger Zeit jedoch mit einem Fernseher und regelmäßigem Abendessen.  Bald verlangt sie, dafür mit Sex bezahlt zu werden. Ulrik kommt dem widerwillig nach, sein Interesse gilt der Sekretärin(Janike Kruse) in der Autowerkstatt, die ihn jedoch ablehnt. Erst als Ulrik ihrem Ex-Mann, der sie verfolgt und regelmäßig verprügelt, die Arme bricht, ändert sich ihr Verhalten.

Auch sein Sohn scheint ihn langsam zu akzeptieren, Ulrik könnte ganz zufrieden sein, wenn ihm nicht Jensen wegen des noch zu erledigenden Rachemordes im Nacken säße. Ulrik bricht daher mit Jensen, aber plötzlich geht alles schief.

Was hier nach hartem Krimi klingt, ist eine schwarze Komödie mit Biss und harten Szenen. Einige der Motive, wie die Kombination von Essen und Sex oder das Umarmungsritual der Gangster, gewinnen durch die Wiederholungen. Auf Schönheit wird weder bei den Darstellern, noch bei Ausstattung oder Locations Wert gelegt. Die Schweigsamkeit der meisten Protagonisten wird durch den viel und schnell sprechenden Besitzer der Autowerkstatt noch hervorgehoben.

altStellan Skarsgard trägt einen Großteil zum Funktionieren des Films bei. Egal ob er seiner Vermieterin die Handlung der polnischen Fernseh-Soaps übersetzt (Wer genug Autos nach Polen verschoben hat, lernt auch etwas von der Landessprache) oder sie widerwillig besteigt, ob er schweigend Jensens Belehrungen hinnimmt oder lachend im Auto sitzt, Skarsgard überzeugt immer.

Zwar ist er der einzige international bekannte Schauspieler im Film, aber auch alle anderen Rollen bis hin zum Wirt im Gauner-Cafe sind perfekt besetzt.

„Ein Mann von Welt“ ist ein sehenswerter Film mit einigen skurrilen Sexszenen, viel schwarzem Humor und ebensolchen Fischbuletten, heruntergekommenen Gangstern und Wohnvierteln. Alles in allem eine Kombination, die überzeugt.

Bilder: Polyfilm