Im Kampf auch gegen sich selbst

NEU IM KINO / X-MEN: FIRST CLASS

17/06/11 „X-Men: First Class“ ist ein gelungenes Prequel zu den Marvel-Comicverfilmungen, das durchwegs gute Unterhaltung bietet. Die mit politischen Anspielungen angereicherte Story nimmt sich aber etwas zu ernst.

Von Andreas Öttl

altReboots und Prequels sind in Hollywood gerade im Trend. Immer wenn einer (erfolgreichen) Franchise die Ideen ausgehen und diese Gefahr läuft, an Bedeutung (und Einspielergebnissen) zu verlieren, wird jetzt einfach die Orginal-Besetzung durch jüngere Schauspieler ausgetaucht und der Ursprung der Geschichte erzählt. Im Gegensatz zu Reboots halten Prequels dabei die zuvor definierten Regeln der Serie ein. Zu den bekanntesten Beispielen der vergangenen Jahre gehörten die „Star Wars“-Prequels, die freilich für viele Fans den Mythos zerstörten. Aber es gibt zum Glück auch Prequels welche die Qualität des Originals erreichen.

alt"X-Men: First Class“ gehört zu diesen, denn der Film von Matthew Vaughn („Kick-Ass“) ist sogar noch unterhaltsamer als Bryan Singers Original "X-Men" aus dem Jahr 2000. Es ist dies bereits das zweite Prequel nach "X-Men Origins: Wolverine", welches jedoch nur auf den Wolverine Charakter konzentriert war. Jetzt erfahren wir, wie zwei andere wichtige Charaktere zu dem wurden, was sie sind: Professor Charles Xavier und Eric Lensherr als "Magneto", dargestellt von den beiden aufstrebenden Schauspielern James McAvoy und Michael Fassbender. Der Konflikt der beiden ist es auch der die Geschichte antreibt – der Rest hält sich doch eher an das gängige Schema des Superhelden-Films.

altDie Tatsache, dass der Film in den sechziger Jahren spielt, gibt dem Film einen eigenen Look und Charme. Leider konnten die Drehbuchautoren aber nicht widerstehen, reale politische Ereignisse der Zeit in die Geschichte zu integrieren. Mehrmals im Film kommt Archivmaterial vor, etwa Reden vom damaligen US-Präsident John F. Kennedy. Dieser Versuch, dem Superhelden-Genre Realismus und zusätzlichen Anspruch zu geben, geht leider schief, denn dies wirkt eher lächerlich. Der Prolog des Films spielt gar in einem Konzentrationslager während des Zweiten Weltkrieges. Die daraus resultierende Anspielungen auf das NS-Regime sind besonders geschmacklos.

"X-Men: First Class" ist zweifellos gute Unterhaltung, hätte aber ein noch besserer Film werden können, wenn man sich mehr auf die Charaktere und deren Hauptproblem - von der Gesellschaft aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten als Außenseiter behandelt zu werden - konzentriert hätte. Dies ist letztlich der Grund, warum man sich als Zuseher mit den Figuren überhaupt identifiziert. Somit sind die starken Szenen des Films nicht die Actionszenen, sondern jene, in denen die Superhelden einen Kampf der anderen Art zu kämpfen haben: den gegen sich selbst.

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Bilder: www.x-menfirstclassmovie.com