asdf
 

Hart an der Grenze

NEU IM KINO / NICHTS ZU VERZOLLEN

26/07/11 Regisseur und Hauptdarsteller Dany Boon bleibt in „Nichts zu verzollen“ bei seinem Erfolgsrezept aus „Willkommen bei den Sch’tis“. Man mixe Beamtenklamauk mit regionalen Eigenheiten. Waren es bei den „Sch’tis“ die Postler, werden diesmal die Zöllner aufs Korn genommen.

Von Michael Russ

altMathias (Dany Boon) steht vor einem Karrieresprung – aus der Zollstation an der Grenze zu Belgien ins Ministerium nach Paris, um EDV-Spezialist zu werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Zöllnern hat er damit ein halbes Jahr vor In-Kraft-Treten des Schengen-Abkommens eine echte Zukunftsperspektive. Auch privat steht er vor einem wichtigen Schritt, er will seiner Freundin Julie (Julie Bernard) einen Heiratsantrag machen.

Leider hat Julie einen Bruder, Ruben (Benoit Poelvoorde), der auf der anderen Seite der Grenze als Zöllner arbeitet und Franzosen hasst. Es kommt immer wieder zu Reibereien, weil Ruben jede Gelegenheit nutzt, um gegenüber nach Belgien einreisende Franzosen – Camemberts, wie er sie nennt – volle Härte zu zeigen und sie zu schikanieren. Auch seine Dienstwaffe sitzt sehr locker und er schrammt mit seinem Verhalten immer hart an der Suspendierung vorbei. Mathias hält seine Beziehung zu Louise geheim, weil er Angst vor Ruben hat. Sobald er nach Paris wechselt, will er sie einfach mitnehmen. Louise wünscht sich aber, dass er ganz altmodisch bei ihrer Familie vorspricht.

altAls es wieder einmal zu Streitereien zwischen Ruben und den französischen Zöllnern kommt, schlägt Mathias Ruben nieder. Daraufhin kommt es auch zwischen Mathias und Louise zu einem Streit, der in eine Auflösung der Verlobung mündet. Um alles wieder einzurenken, verzichtet Mathias auf den Karrieresprung und meldet sich freiwillig zum ersten französisch-belgischen Zöllnerteam, das im Hinterland auf Schmugglerjagd gehen soll. Sein Partner: Ruben.

Wie schon in seinem Sensationserfolg „Willkommen bei den Sch‘tis“ überzeichnet Dany Boon auch in seinem neuen Film regionale Eigenheiten und schöpft den daraus entstehenden Witz ab. Während er bei den „Sch‘tis“ auch einmal feines Werkzeug verwendet hat, benutzt er jetzt vorrangig die große Kelle. Ruben ist besonders engstirnig, Mathias besonders feige, die Drogenschmuggler besonders dumm. Andererseits wird im richtigen Leben, in den Lagern, die bevorzugt auf der nationalistischen Schiene fahren, auch kaum mit feinem Werkzeug vorgegangen und fest mit der Dummheit der Zuhörer gerechnet. Vielleicht hat Boon für sein Thema doch den richtigen Weg gewählt.

Falls es ihm nur darum gegangen sein sollte, einen lustigen Film zu machen, so ist ihm das durchaus gelungen. Einen großen Anteil daran hat Benoit Poelvoorde, der den jähzornigen, rassistischen Provinzkaspar sehr überzeugend gibt. Kaum vorstellbar, dass er in Wirklichkeit ein vielfältiger, anerkannter Künstler ist. Die Nebenrollen sind vorrangig nach markanten Gesichtern ausgesucht, was sich besonders in den dummen Parts sehr gut macht.

Alles in allem ein sehr unterhaltsamer Film, der mehr auf Lachen als auf Denken ausgerichtet ist. Obwohl es interessant wäre, wie man den Streifen in Dänemark beurteilt, wo auf Druck der nationalistischen Rechten die Grenzkontrollen wieder eingeführt wurden.

Bilder:  Pathé Distribution

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014