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Qualitätskino ohne Herz

NEU IM KINO / DIE EINSAMKEIT DER PRIMZAHLEN

14/11/11 Hoffentlich ist es um die Liebe im 21. Jahrhundert nicht ganz so schlecht bestellt, wie uns Saverio Costanzos Romanverfilmung „Die Einsamkeit der Primzahlen“ suggeriert.

Von Andreas Öttl

altDie Titelstory eines österreichischen Nachrichtenmagazins lautete jüngst „Das Ende der Liebe – Gefühle in den Zeiten der individuellen Freiheit“. Von dieser Unfähigkeit zu lieben und den Schattenseiten jener individuellen Freiheit, die für unsere moderne Zeit typisch zu sein scheinen, handelt auch Saverio Costanzos Romanverfilmung „Die Einsamkeit der Primzahlen“. Wobei die Liebe im Film genau genommen gar nicht erst recht beginnen will, vom eher peinlich-versöhnlichen Ende einmal abgesehen. Zu diesem Zeitpunkt hat sich bereits Resignation breit gemacht, weshalb die aufkeimende Hoffnung wie ein Strohfeuer wirkt.

Bereits der pseudo-kryptische Titel lässt einiges erahnen. Doch was im Buch zumindest fesselnd sein mag, entpuppt sich in der Verfilmung als eine zähe Angelegenheit. Die sich über drei Jahrzehnte streckende Geschichte wird als eine Art Mystery-Thriller erzählt. Das Leben beider Hauptfiguren wird durch ein Ereignis aus der Kindheit für immer geprägt. Immer wieder kommen sie sich näher, doch nie schaffen sie es, wirklich zusammen zu kommen.

altDas Problem dabei ist dass in der Verfilmung sowohl die Spannung als auch die Emotionen weitgehend fehlen. Von Anfang an herrscht zwar eine bedrückende Atmosphäre, die durchaus eindringlich das Innenleben und die zunehmende Vereinsamung der Protagonisten wieder spiegelt – jedoch überträgt sich dieser Zustand der inneren Leere auch nach außen und deshalb kommt kaum Sympathie für die Charaktere auf. Es ist einem letztendlich egal ob sie jemals zueinander finden.

Die Voraussetzungen für ein packendes Filmerlebnis wären jedenfalls da gewesen: ein Bestseller als Vorlage, ein talentierter Regisseur („Private“ – das Spielfilmdebüt von Saverio Costanzo – gewann diverse Preise) sowie eine durchaus passend gewählte Besetzung. Doch „Die Einsamkeit der Primzahlen“ teilt das Los vieler aufwändig produzierter, aber letztendlich seelenloser Literaturverfilmungen. Qualitätskino? Ja, aber ohne Herz.

Nur wenige Momente deuten an, dass aus dem Stoff ein weit besserer Film hätte werden können. Visuell kann der Film durchaus überzeugen, auch wenn Costanzo mit seinen inszenatorischen Einfällen teilweise über die Stränge schlägt. Dies trifft vor allem auf die teilweise zu aufdringliche Musikauswahl zu und die unnötige Stilisierung zu.

Bilder: www.primzahlen-derfilm.de


 

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