Mit PSI gegen unschuldige Ziegen

NEU IM KINO / MÄNNER DIE AUF ZIEGEN STARREN

05/03/10 In verschiedenen Pressemeldungen der 1970er Jahre konnte man einiges über PSI-Experimente in der Sowjetunion lesen. Telepathie und Telekinese waren Hoffnungsgebiete der sowjetischen Wissenschaft und damit von Armee und Geheimdienst.

Von Michael Russ

Auch die USA betrieben derartige Programme, hielten sich dabei aber sehr bedeckt. Erst ein Buch von Jon Ronson, der Interviews mit ehemaligen Mitgliedern dieser Programme gemacht hatte, brachte das an die Öffentlichkeit. Armee und Regierung halten diese Daten weiterhin unter Verschluss.

Auf Basis des Ronson-Buches drehte Grant Heslov „Männer, die auf Ziegen starren“ mit dem Star-Quartett Jeff Bridges, George Clooney, Kevin Spacey und Ewan McGregor. Sie alle zeigen mit viel Humor und kritischen Seitenhieben wohin absurde Experimente der US-Armee geführt haben.

Der Reporter Bob (Ewan McGregor) sitzt in einem Hotel in Kuwait, weil er in den Irak will, um seiner Ex-Frau zu beweisen, was für ein toller Kerl er ist. Nach vier Wochen des vergeblichen Wartens auf  eine Einreiseerlaubnis trifft er Lyn Cassady (George Clooney), den Vertreter einer Müllcontainerfirma. Lyn war in den 1980ern ein „Jedi-Krieger“, ein Sergeant in der New Earth Army, eines Bataillons der US-Armee, in dem mit übersinnlichen Kräften experimentiert wurde.

Gemeinsam fahren die beiden in den Irak und während einer Irrfahrt mit Gefangenschaft, Schießereien und Minen erzählt Lyn Bob die Geschichte seines Bataillons.

Die Initiative dafür kam von Billy Django (Jeff Bridges), der sechs Jahre lang in Hippie-Kommunen und bei Schamanen Erfahrungen aller Art gesammelt hatte. Sein Ziel war es eine Art von Mönchskriegern auszubilden, die ihre Feinde mit übersinnlichen Kräften überwinden, ohne sie zu töten. Lyn erweist sich als der Begabteste der Einheit, erzielt einige Erfolge. Larry Hooper (Kevin Spacey), einer der Kameraden, sieht das voll Neid. Er verleumdet Django, der unehrenhaft entlassen wird, und bekommt eine führende Rolle im Projekt. Er erreicht auch eine völlige Neuausrichtung, jetzt geht es darum, den Gegner mit übersinnlichen Mitteln zu töten. Geübt wird das mit einer Herde Ziegen.

Tatsächlich fällt eine Ziege tot um. Lyn ist entsetzt, weil er der dunklen Seite der Macht Gebrauch gemacht hat und nimmt seinen Abschied. Seitdem führt er ein Tanzstudio. Jetzt ist er im Irak, um eine Mission zu erfüllen und ist davon überzeugt, dass  Bob dazu ausersehen ist, ihm zu helfen. Am Ende ihres Irrweges treffen sie zwei alte Bekannte aus der New Earth Army.

Wer von den Stars hier der Beste ist, ist schwer zu sagen. Alle Vier spielen eindrucksvoll und gehen in ihren Rollen auf, beweisen dass sie auch im humorvollen Fach zu Hause sind. Die Rollen sind alle mehrdimensional angelegt, jeder kann die unterschiedlichsten Facetten seines Könnens zeigen.

Mit viel Humor und Augenzwinkern ist dieser Film in Szene gesetzt. Es gibt aber einige durchaus ernst gemeinte Seitenhiebe auf die Vorgangsweise von Armee und privaten Firmen im Irak. Dass Larry Hooper vor seinem Eintritt in die Armee Science-Fiction-Autor war, lässt sich wohl als Anspielung auf Ron Hubbard und Scientology verstehen. Die unterschiedlichsten Formen von Gehirnwäsche und Psychofolter sind das, was von den ursprünglichen Bemühungen übrig geblieben ist. Wer, wie von den Produzenten Heslov und Clooney beabsichtigt, nicht nur lachen, sondern auch nachdenken will, kann in Jon Ronsons „Durch die Wand“ einiges nachlesen.

Bilder: Luna Filmverleih