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Hauptschauplatz als Nebendarsteller

NEU IM KINO / NEW YORK, I LOVE YOU

09/04/10 Ein Taschendieb der in seinem Opfer einen Meister findet. Zwei Diamantenexperten - eine orthodoxe Jüdin und ein nicht weniger orthodoxer Anhänger des indischen Jainismus - die sich über einem Deal für einige Sekunden nahe kommen. Ein junger Komponist mit Schreibhemmung, der von der Muse in Gestalt einer Dostojewski-Vorleserin geküsst wird: Die elf Episoden von „New York, I Love You“ erzählen hübsche kleine Liebesgeschichten und ergeben ein jederzeit touristentaugliches Bild vom „Big Apple“.

Von Heidemarie Klabacher

Jeder Film ist mit einem New Yorker Stadtteil verknüpft, erzählt eine Liebesgeschichte und dauert acht Minuten. Zwei Tage wrude gedreht, sieben geschnitten. Alle Regisseure mussten mit den denselben Kostümbildnern, Szenenbauern und Crewmitgliedern arbeiten: Das klingt ein wenig nach „Dogma“. Aber mangels Handkamera, seelischen Abgründigkeiten und Hinter-Hühnerhöfen ist „New York, I Love You“ nicht nur kein Dogma- sondern einfach ein auf Hochglanz polierter, ebenso liebenswürdiger wie beliebiger New York-Film geworden.

An Poesie mangelt es nicht, an klug konstruierten Geschichten und namhaften, meist dekorativen Protagonisten auch nicht. Ebenso wenig an Zitaten, Anspielungen oder Assoziationsketten quer durch die Filmgeschichte von Woody Allan bis Jim Jarmusch.  Das Problem ist nur: All die hübschen Geschichten nehmen sich in ihrer hochpoetischen Künstlichkeit so ernst, dass die Schauplätze, die eigentlich die Hauptrollen spielen sollten, zu reinen Nebendarstellern werden. Jede dieser Geschichten könnte irgendwo anders genauso gut spielen.

Konzipiert wurde der Gemeinschaftsfilm von Emmanuel Benbihy, das Star-Aufgebot ist beachtlich und reicht von Andy Garcia, Hayden Christensen, Rachel Bilson, Natalie Portman, Irrfan Khan, Orlando Bloom, Christina Ricci über Maggie Q und Ethan Hawke, bis zu James Caan, Olivia Thirlby, Bradley Cooper, Drea De Matteo, Julie Christie, John Hurt, Shia LaBeouf, Ugur Yücel, Shu Qi, Chris Cooper, Robin Wright Penn, Eli Wallach und Cloris Leachman.

Die Liste der Regisseure liest sich ebenfalls wie eine Seite Who is Who: Fatih Akin, Yvan Attal, Allen Hughes, Shekhar Kapur, Mira Nair, Natalie Portman, Brett Ratner, Jiang Wen und Shunji Iwai haben sich mit ihrer je eigenen Liebeserklärung an New York eingestellt. Damit folgte auf den Episodenfilm „Paris je t’aime“ aus dem Jahr 2006 der zweite Teil der geplanten „Cities of Love“-Serie. Rio de Janeiro und Shanghai sollen 2010 drankommen, für 2011 sind Fortsetzungen in Jerusalem und Mumbai geplant.

Bilder: www.filmladen.at

 

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