FILMKRITIK / VOLVERÉIS
13/05/25 Bei Filmen über das Ende einer langjährigen Beziehung denkt man wohl zunächst an schmerzvolle, schwermütige Dramen in herbstlichem Tonfall, wie sie etwa Ingmar Bergman in unnachahmlicher Weise auf Zelluloid gebannt hat. Der junge spanische Regisseur Jonás Trueba gewinnt dem Thema in seinem neuen Film Volveréis hingegen eine erfrischende Leichtigkeit ab.
Von Andreas Öttl
Volveréis spielt in den luftig-lockeren Tagen des Madrider Spätsommers, in denen die Hitze schwindet und noch einmal das pralle Leben zelebriert wird. Die Filmemacherin Ale und der Schauspieler Alex beschließen, sich nach vierzehn Jahren Beziehung zu trennen. Und das wollen sie mit einer riesigen Party am letzten Sommertag, im Film der 22. September, feiern. Ihre Freunde halten alles für einen schlechten Scherz. Umso entschlossener versucht das (Ex-)Paar, alle von ihrer Beziehungs-Abschiedsparty zu überzeugen – auch wenn sie innerlich mitunter selbst daran zweifeln. Während sich die Ereignisse überschlagen, schneidet Ale an ihrem neuen Film, der bald mit der Realität zu verschmelzen beginnt.
Der Stil von Jonás Trueba, Sohn des Regisseurs Fernando Trueba, der im Film auch die Figur des Vaters wunderbar verkörpert, erinnert an Woody Allen, Eric Rohmer und den im Film (ebenso wie Bergman) zitierten Francois Truffaut. Nicht zuletzt deshalb und aufgrund der selbstreflexiven Komponente, die ihm dann doch eine eigene Note gibt, ist Volveréis ein Vergnügen für Cinephile.
Glaubt man sich anfangs noch in einem eher konventionellen Beziehungsfilm, wird einem spätestens, wenn der soeben gesehene Film am Schneidetisch von Ale und ihrem Cutter neu zusammengefügt und mit Musik unterlegt wird, die filmische Konstruktion vor Augen geführt.
Was diesen Streifen jedoch von ähnlichen mit der Metaebene spielenden Werken abhebt, ist dass er niemals die Hauptcharaktere und die von ihnen durchlebten Emotionen aus den Augen verliert. Regisseur Jonás Trueba gelingt der seltene Spagat, erfolgreich auf mehreren Hochzeiten zu tanzen: dem Beziehungsdrama, der romantischen Komödie und dem selbstreferentiellen Film übers Filmemachen. Nur gelegentlich hat man das Gefühl, dass die eine oder andere Idee, der eine oder andere Subplot, nicht ausreichend entwickelt ist.
Die Tonalität des Films ist hingegen gut ausbalanciert zwischen eher schrillen und tiefgründigen Momenten. Die leuchtenden Bilder der ausklingenden letzten Sommertage bilden einen gewissen Kontrast zum Innenleben der Protagonisten und sind durch das Bewusstsein, dass der Sommer ebenso wie die Beziehung dem Ende zu geht, bereits von einer zarten Melancholie durchzogen. Die Jahreszeit dient hier eben nicht wie in vielen anderen romantischen Filmen vor ähnlicher Szenerie lediglich der Behübschung, sondern thematisiert, dass alles ein Ablaufdatum hat und jeder Moment es wert ist, ausgekostet zu werden.
Eine wesentliche Stärke ist – gerade im Vergleich zu formelhafteren romantischen Komödien – die Unberechenbarkeit und die Ambivalenz in Bezug auf die Gefühle der beiden Liebenden. Deren gemeinsame Zukunft steht stets noch als weitere Option im Raum – ein Verdienst nicht zuletzt der beiden Darstellenden, die auch am Drehbuch mitgewirkt haben. Eine Zukunft dürfte aber auf Basis von Volveréis auf jeden Fall rosig aussehen – jene von Regisseur Jonás Trueba.