Charlie und die Geheimnisfabrik

INTERVIEW / GOLD EXTRA / THE TRUTH-PART 2

03/06/19 „Stell dir vor, du nimmst das Handy deiner Freundin und findest heraus, dass sie nicht diejenige ist, für die du sie hältst...“ 15 Schülerinnen und Schüler der NeuenMittelSchule Lehen haben gemeinsam mit gold extra das interaktive Handyspiel The Truth – Part 2 entwickelt. Das Mixed-Reality-Game wird morgen Dienstag (4.6.) in der ARGEkultur präsentiert.

Von Clemens Kainz

Wie kann ich Jugendliche teilhaben lassen am künstlerischen und kulturellen Leben“, fragt Charlie Zechenter und gibt gleich selbst die Antwort: „Indem ich die Jugendlichen selber als Experten sehe und ihre Erfahrung und ihr Wissen mit einfließen lasse ihre Medien ernst nehme.“

Entstanden ist das Spiel im Rahmen des Forschungsprojekts schnitt#stellen, das von der Künstlergruppe gold extra zusammen Iwan Pasuchin vom Medialab Mozarteum durchgeführt und von Stadt und Land Salzburg gefördert wird. Ein Jahr lang haben Karl Zechenter und Sonja Prlic mit 15 Schülerinnen und Schülern der NMS Lehen das Spiel im Fach Kreative Mediengestaltung entwickelt.DrehPunktKultur sprach mit Karl (Charlie) Zechenter und Sonja Prlic im gold extra-Atelier im Künstlerhaus über die Schnittstellen zwischen professioneller Medienkunst und der Medienkultur von Jugendlichen.

Bei dem Projekt gehe es um „Möglichkeiten und Fallen des kulturellen Dialogs“, so Zechenter. Die gemeinsame Arbeit sollte auf Augenhöhe mit den Schülerinnen und Schülern stattfinden. Ausgangspunkt waren die Erfahrungen, die die Jugendlichen mit Games, Handys und der kreativen Nutzung von Handyapps hatten: „Erfahrungen, die in der Schule nicht wirklich vorkommen.“ Entstanden ist ist The Truth – Part 2, ein Mixed-Reality-Game, das, nach Download der App, mit dem Handy gespielt wird. Es verbindet eine Geschichte, deren Ausgang von den Spielern selbst bestimmt werden kann, mit Augmented Reality-Elementen und kniffligen Rätseln.

Im Zuge der Spielrealisation sei jeder einzelne  Prozess gemeinsam mit den Schülern entwickelt worden, „von der Ideenfindung über das Fotos machen und das Ausdenken von Figuren bis hin zur Umsetzung mit Kamera, Bild-Schnitt und Bild-Bearbeitung“. Bilder und Videos wurden zwar in Lehen aufgenommen, dennoch ist es Prlic und Zechenter wichtig zu betonen, dass es sich um einen fiktiven Ort handle und Salzburg zu „Shadow Town“ mutierte.

„Die ursprüngliche Aufgabe war, dass die Jugendlichen sich mit dem Thema Geheimnisse auseinandersetzen“, berichtet Zechenter. Die Schüler hätten sich mit dem Thema und im Zuge dessen auch mit ihrer eigenen Lebensrealität auseinander gesetzt: Daraus habe sich eine narrative Geschichte mit kniffligen Rätseln entwickelt. Es hätte sich, schildern Zechenter und Prlic, einerseits eine fantastische, da und dort beinah kindliche Note eingeschlichen, während andererseits auch ernste Realitäten wie Stalking, Mobbing oder Gangkultur thematisiert werden. „Das Ganze gewürzt mit Ironie und schwarzem Humor“. Sonja Prlic fasst zusammen: „Es ist eine Krimi und Adventure-Geschichte, in der wilde Gangs, Stalking und gute Freundinnen vorkommen.“

Im Spiel könne man entscheiden, welchen Weg man gehen möchte. So entwickle sich eine verzweigte Geschichte mit unterschiedlichen Enden. „Du findest das Handy deiner besten Freundin und findest über das Handy heraus, dass sie nicht diejenige ist, für die du sie gehalten hast.“ So müsse man als Spieler Geheimnissen auf die Spur kommen, und könne dabei ziemlich leicht scheitern, „wobei an ironischen und lustigen Todesarten gearbeitet wurde“.

Zentrales Anliegen von Prlic und Zechenter war es, das Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu fördern, was den Umgang mit kreativen Prozessen betraf und so eigene Kompetenzen zu erkennen. „Schüler, die sich etwas schwerer in der Schule tun, haben sich als extrem kreativ entpuppt und ganz wichtige Parts gemacht.“

Ein wichtiger Aspekt des Prozesses sei es auch gewesen, dass die Schüler sich bei der Figurenentwicklung und dem Schreiben der Handlung mit ihrem eigenen Platz in der Welt konfrontiert sahen und sich mit ihrer Reichweite und ihren Möglichkeiten auseinandergesetzt hätten. Sonja Prlic betont: „Über Kunst findet eine andere Art des Nachdenkens statt, die du vorher nicht hast. Wenn du dich mit künstlerischen Dingen und künstlerischen Prozessen beschäftigst, wird der eigene Horizont erweitert.“

The Truth – Part 2 wird als Co-Veranstaltung von ARGEkultur und gold extra am Dienstag (4.6.) um 19 Uhr in der ARGEkultur präsentiert - www.argekultur.at
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Bild: gold extra