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Vor der „Umvolkung“

HINTERGRUND / FILMFESTIVAL RADSTADT / QUELLMALZ

10/11/17 Ein historisches Heimat-Thema hat sich der aus Abtenau stammende Filmemacher Mike Ramsauer für seinen Film „Quellmalz“ erschlossen. Der Film mit dem rätselhaften Titel ist am Samstag (11.11.) beim 16. Filmfestival in Radstadt zu sehen.

1939 beschlossen Hitler und Mussolini die Umsiedlung von rund 200.000 deutschsprachigen Südtiroler und Südtirolerinnen in das Deutsche Reich. Der SS-Musikwissenschaftler Alfred Quellmalz erhielt den Auftrag, die Volkslieder der im Auswandern begriffenen „Volksdeutschen“ in Südtirol zu dokumentieren.

Alfred Quellmalz war eine wichtige Figur bei der Volksmusikpflege im Dritten Reich. Er wurde 1938 Leiter der Abteilung II (Volksmusik) des Staatlichen Instituts für Deutsche Musikforschung in Berlin. 1939 war er Mitherausgeber der Anthologie Unser Liederbuch der Hitlerjugend. Ab 1940 arbeitete er beim SS-Ahnenerbe mit.

1940 bis 1942 bereiste er also Südtirol und zeichnete mit Hilfe damals modernster Tonbandgeräte und Kameras die Musik der heimischen Bevölkerung auf. So wurden ca. 3000 Lieder und Instrumentalstücke fixiert. Quellmalz' Tonbänder, heute im Besitz der Universitätsbibliothek Regensburg, wurden in den Jahren 2006–2007 durch das Wiener Phonogrammarchiv digitalisiert.

Mike Ramsauer ordnet die einzigartigen Ton- und Bilddokumente, beleuchtet das Brauchtum der Menschen im Spannungsfeld zweier Diktaturen und realisierte einen außergewöhnlichen Dokumentarfilm. Zu einem Südtirol-Thema kam Ramsauer nicht zufällig. Nach einem Architekturstudium an der Technischen Universität in Graz ließ er sich an der Zelig Filmschule in Bozen zum Dokumentarfilm-Kameramann ausbilden. Als Regisseur drehte er unter anderem die Doku „Schwindelerregende Spiele“ (2007) – das Thema dort ist: Warum suchen Extremsportler die Herausforderung?

Die Herausforderung für den Film „Quellmalz“ war nicht nur die Materialfülle. Viele Originalfotos, die im Film „Quellmalz“ Verwendung fanden, wiesen erhebliche Schäden auf. In der großformatigen Projektion dieser Bilder auf einer Kinoleinwand lenkten solche Mängel vom eigentlichen Inhalt ab. „Aus diesem Grunde war eine Bearbeitung der digitalen Abzüge der Bilder unbedingt notwendig, um die Aufmerksamkeit in erster Linie auf die abgebildeten Menschen zu lenken und nicht auf die Kratzer im Bild“, erklärt Mike Ramsauer. Es sei „ein Dokumentarfilm, der nicht unkommentiert für die Öffentlichkeit gedacht ist“, erklärt Manuela Cristofoletti vom Referat Volksmusik im Bereich Deutsche und ladinische Musikschulen. Diese Institution hat den Film in Auftrag gegeben. Dort wird der private Briefverkehr des Musikwissenschaftlers Alfred Quellmalz sowie sein gesamter Nachlass, der sich auf die Südtiroler Tonaufnahmen aus den Jahren 1940-42 bezieht, aufbewahrt.

Über Alfred Quellmalz und seine Südtiroler Feldforschungen hat übrigens schon 2001 der am Mozarteum Innsbruck tätige Musikethnologe Thomas Nußbaumer ein Buch veröffentlicht. (dpk-krie)

Beim Filmfestival Radstadt zu sehen morgen Samstag (11.11.) um 15.30 Uhr (Studio) – www.daszentrum.at
Bilder: Filmstills

 

 

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