Hintersee nicht Hinterland!

HINTERGRUND / ORTung 2018

18/04/18 „ORTung“, eine Initiative des Landes Salzburg für Gegenwartskunst, will das Kulturschaffen im ländlichen Raum fördern. Die Schmiede Hallein und die Gemeinde Hintersee werden das Projekt bis 2020 gemeinsam durchführen. „Mohr und die Stille“ ist das Thema der ORTung 2018 von 22. April bis 13. Mai. Die „Duft-Kunst“ ist auch vertreten.

Von Heidemarie Klabacher

Für drei Jahre also ist Hintersee die Wahlheimat für die ORTung: Jeweils drei Wochen wird die Gemeinde „zur Heim- und Werkstätte“ für Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt. Hundert Künstlerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland wurden von Salzburger Kulturinstitutionen für die Teilnahme 2018 vorgeschlagen. Eine Jury (Gunda Gruber, Heinz Riegler, Rüdiger Wassibauer) hat eine Shortlist erstellt, aus der die Eingeladenen ausgewählt wurden. Heuer kommen die Teilnehmer aus Österreich, Deutschland und Serbien.

Sechs Künstlerinnen und ein Künstler werden also für die Dauer der ORTung im Gasthof Hintersee leben und arbeiten: das Film- und Videokunst-Duo Isidora Ilić und Boško Prostran aus Belgrad; Maria Petschnig aus New York und Michaela Schwentner aus Wien, beide aus dem Bereich Film-Foto-Video; Christiane Peschek aus dem Bereich „Fotografie, Skulptur, Duft-Kunst“; sowie Cornelia Böhnisch und Ana Hoffner aus dem Bereich Performance.

Ein Thema haben die Leute auch: „Heuer dreht sich vom 22. April bis zum 13. Mai alles um ‚Mohr und die Stille‘“, melden die Verantwortlichen von der „Schmiede“. Joseph Mohr sei selber ein „artist in residence“ in Hintersee gewesen: „Damit wird die Grundlage für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Artist in Residence sowie Regionale Kunst und Kulturproduktion gelegt.“

Immer geht es bei der ORTund um den direkten Austausch mit den jeweils im Ort lebenden Menschen. Gesucht werden daher stets auch heimische Ansprechpartnerinnen und Interessierte, die – in diesem Fall – „ihr Hintersee“ zeigen und ihre Geschichten erzählen. Heimatkunde gefällig: „Hintersee zählt 454 Einwohner. Die Gemeinde liegt hinter dem Hintersee am Tauglbach. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahr 700. Von 1612 bis 1803 war Hintersee im Besitz des Salzburger Domkapitels. Die heutige Gemeinde entstand 1848.“

Da ist der Partner ein Jungspund dagegen, hat aber mehr Leute: „Die Schmiede Hallein ist ein Produzenten-Festival im Spannungsfeld Kunst und Neue Medien.“ Jährlich träfen einander im alten Salinengebäude auf der Pernerinsel zehn Tage lang rund dreihundert Kreative aus der ganzen Welt und gut zweitausend Gäste. „Daraus resultiert ein Netzwerk mit derzeit über tausend kreativ Schaffenden, aus über zwanzig Nationen.“

Schmiede Hallein versteht sich als „austrian non-profit organisation for the promotion of digital culture - verein zur förderung der digitalen kultur“. Oder, wie man zur Veranstaltung des Vorjahres nachlesen kann: „Schmiede is a cooperative prototyping environment, focused on the arts, hacking and entrepreneurship. Schmiede is a place where our ideas come to play.“ Die Initiative wurde mehrfach ausgezeichnet. 2016 etwa mit dem „Österreichischen Kunstpreis“ des Bundeskanzleramtes und dem Preis „Good Practice“ des Zukunftslabors Salzburg, oder erst heuer mit den „Success Stories“, der Auszeichnung durch Creative Europe für das EU-Projekt „What‘s the Deal“ von 2013 bis 2015.

Jetzt hat die „Schmiede“ also für drei Jahre die ORTung übernommen. 34.000 Euro stehen zur Verfügung, von denen 30.000 das Land Salzburg und je zweitausend die Gemeinde Hintersee und der Gasthof beitragen. Sonst scheint man in Hintersee dem Ganzen gelassen entgegen zu sehen. Auf der Website der Gemeinde Hintersee findet sich von ORTung (noch) nichts. Da beginnt das aktuelle Veranstaltungsprogramm heute Mittwoch (18.4.) mit „1. Mai 14 Uhr Maibaumaufstellen“.

Programmdetails: schmiede.ca ; www.hintersee.salzburg.at
Bild: Schmiede Hallein/paulspooner.net; Bartholomäus Traubeck