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Von der weiten, weiten Heimat

FILMFESTIVAL RADSTADT

06/11/18 „Wir wollen den Heimatbegriff nicht jenen überlassen, die die Ausgrenzung der Anderen und Heimattümelei für Liebe zur Heimat halten.“ Elisabeth Schneider programmiert zum 17. Mal das Filmfestival Radstadt - das morgen Mittwoch (7.11.) beginnt.

Von Reinhard Kriechbaum

Seit vielen Jahren ist dieses feine, in seiner thematischen Mischung durchwegs exquisite Filmfestival auf den begriff Heimat fokussiert. Wie man sieht, gehen die Filme mit cineastischem Anspruch dazu nicht aus. „Heimat, das ist auch Europa, jene Staatengemeinschaft, die uns den Frieden sichert“, so Elisabeth Schneider, Leiterin des „Zentrum“. Nicht von ungefähr steht ganz am beginn, des Filmreigens Ruth Beckermanns Dokumentation Waldheims Walzer. Die Filmemacherin war damals, als der ehemalige UN-Generalsekretär und damals gerade Kandidat fürs österreichische Bundespräsidentenamt, bei jenen, die vehement ihre Stimmen erhoben und auf die Straße gingen, als Waldheims SS-Vergangenheit publik wurde. Sie hat damals schon selbst mitgefilmt und für Waldheims Walzer nach weiterem Dokumentationsmaterial gesucht. Ein Stück Zeitgeschichte also aus jenen Jahren, da man endlich in unserem Land Ernst zu machen begann mit der Aufarbeitung der NS-Zeit.

„Glaubwürdig für sozialen Frieden und Gerechtigkeit einzutreten, fordert Zivilcourage und Risikobereitschaft“, sagt Elisabeth Schneider. Genau das will sie mit dem Programm erhellen: „In Filmen wie Willkommen in der Schweiz, Das Wunder von Mals, Wackersdorf, oder Das versunkene Dorf zeigen die Filmemacher, was die Menschen vor Ort mit zivilem Wiederstand erreichen und bewirken können.“ So sei das diesjährige Film-Programm „ein Spiegel Europas, von mitten drin bis ganz am Rand“.

Elf der 27 Filme sind Salzburg-Premieren, drei sogar Österreich-Premieren. Zu letzteren gehört Willkommen in der Schweiz. In der Dokumentation geht es um jene Flüchtlinge, die 2015 vom Kanton Aargau der reichen Gemeinde Oberwil-Lieli zugeteilt wurden. Läppische zehn Leute – und doch wollte ein lokaler Politiker ein Exempel gegen die Flüchtlinge statuieren. Johanna Gündel, Studentin und Tochter eines lokalen Gemüsebauern, organisiert mit der IG Solidarität den Widerstand gegen diese Nein-Politik. Der Dokumentarfilm von Sabine Gisiger ist ein entlarvendes Dokument zur Flüchtlingsbefindlichkeit.

Ebenfalls ein Schweizer Heimat-Thema griff Beat Biri auf: Der Wildheuer – das ist einer, der das heu dort mäht, wo die Wiesen viel zu steil sind, als dass man dort Kühe grasen lassen könnte. Vor zwei Jahren stürzte der 62-jährige Axiger Sepp beim Heumachen an den steilen Flanken hoch über dem Urnersee dreihundert Meter tief in den Tod. Der sechsfache Vater war ein erfahrener „Wildheuer“, er wusste wie gefährlich es ist, das Gras aus den oft fast senkrechten Berghängen zu holen. Nun führt Julia, seine jüngste Tochter, den Bergbauernhof weiter.

Die dritte österreichische Erstaufführung, Nanouk, führt in die Eiswüste Sibiriens. Miko Lazarov erzählt in dem Spielfilm vom Rentierhirten Nanouk und seiner Frau Sedna, die nach alter Tradition in einer Jurte aus Rentierfellen in der wunderschönen, aber auch extrem lebensfeindlichen Eiswüste von Jakutien leben. Ihrer Tochter Ága hat dieses mühevolle Leben hinter sich gelassen hat. Nanouk möchte seine Tochter noch einmal wiedersehen und kommt so schließlich in eine ihm völlig fremde Welt. Der bulgarische Regisseur Milko Lazarov erzähle „eine kleinstmögliche Geschichte in den größt möglichen Bildern“, hieß es in einer Besprechung von der Berlinale-Aufführung.

Filmfestival Radstadt, 7. bis 11. November – www.daszentrum.at
Bilder: Das Zentrum

 

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