Stabführer und Kapellmeister

STICH-WORT

14/07/22 Chorsänger gibt es zwar noch mehr, aber die Blasmusik ist natürlich eine feste Größe im Salzburg. 147 Blasmusikkapellen – das sind mehr als Gemeinden im Bundesland. Kein Fest im Land ohne Ausrückung der örtlichen Blasmusik. Trotzdem: Ist allgemein bekannt, wer den Takt angibt?

Beim Marschieren ist nicht der Kapellmeister, sondern der Stabführer der Chef. Er heißt so, weil er einen etwas über einen Meter langen Stab, den sogenannten Küs, in Händen hält. Das Ding hat zwei unterschiedlich geformte Enden. Wenn die Spitze nach oben ragt, dann gilt das Zeichen fürs Marschieren. Schaut die Kugel nach oben, dann geht’s um den Takt und andere musikalische Anweisungen.

Neben dem Stabführer marschieren die Marketenderinnen mit dem handlichen Schnapsfassl. Eine Freude, auf die der Kapellmeister verzichten muss. Dafür darf der seinen Musikern beim Dirigieren in die Augen blicken. Wenn die Kapelle stehen bleibt, hat er das Sagen. In Salzburg gibt es einen Landesstabführer (Rupert Steiner) und einen Landeskapellmeister (Roman Gruber). Und obendrein einen Landesobmann des Salzburger Blasmusikverbands (Matthäus Rieger).

Am Mittwoch (3.7.) haben alle drei das neue Aus- und Weiterbildungsprogramm der Blasmusik Akademie vorgestellt. Kooperationspartner dieser Einrichtung sind das Musikum und die Universität Mozarteum Salzburg. Die Bandbreite reicht von Dirigenten-Coaching, Kapellmeister-Schnupperkursen, Jungmusikertagen bis hin zum berufsbegleitenden Universitätslehrgang Blasorchesterleitung an der Universität Mozarteum, der 2023 wieder startet. Wie auch in den vergangenen Jahren stehen Fortbildungen, Wettbewerbe und Abschlusskonzerte im Fokus. Neben dem Musikum sind die Blaskapellen selbst die wichtigsten Anbieter von Instrumentalunterricht.

Ein besonderer Höhepunkt und Teil der Qualitätsverbesserung ist das Philharmoniker-Projekt in Kooperation mit den Salzburger Festspielen. Jungmusiker aus Salzburg sind immer dabei, die anderen Teilnehmer kommen jedes Jahr aus einem anderen Bundesland. Das Konzert in der Felsenreitschule gehört nicht nur zur Festspiel-Folklore. Es ist auch eine gelegenheit für die Wiener Philharmoniker, potentielle Kandidaten für ihr Orchester aufzustöbern.

„In 147 Kapellen engagieren sich mehr als 8.000 Personen“, erklärt der Obmann des Salzburger Blasmusikverbandes, Matthäus Rieger. „Die ,Musi‘ ist für viele ein lebenslanger Begleiter, pure Leidenschaft, hat kein Ablaufdatum, verbindet Generationen, ist jung und innovativ. Sie ist Heimat und aus dem öffentlichen, gesellschaftlichen sowie sozialen Miteinander nicht mehr wegzudenken.“ Das Land Salzburg hat für den Landesverband und die Kapellen in ganz Salzburg 305.500 Euro bereitgestellt. Fast drei Viertel davon sind für Fortbildung und Nachwuchs-Förderung reserviert. Vorgesehen. (Landeskorrespondenz/dpk-krie)

Das Kursprogramm der Blasmusik Akademie Salzburg
Bild: dpk-krie