Verloren und gerettet

HINTERGRUND / KUNST AM BAU

09/09/22 Mit Kunst am Bau ist es ja so eine Sache: Sie wird hingemalt, aufgestellt oder was auch immer. Wie man dann damit umgeht, ob die Kunstwerke auch beachtet, gar gepflegt werden – das ist weitgehend Sache der jeweiligen Gebäudeeigentümer. Und die haben mit Kunst im Regelfall wenig am Hut.

Von Reinhard Kriechbaum

Jüngst in die Schlagzeilen geraten ist beispielsweise Karl Weisers Madonna an einer Außenwand des Konradinums in Eugendorf, das abgerissen werden soll. Nach ein klein wenig Hin und her hat man eine Lösung gefunden. So wie für ein Fresko von Wilhelm Kaufmann in St. Koloman. Was für viele ähnlich geartete Fälle gilt: Es ist meist nicht die große Kunst, die da gefährdet ist, aber es geht oft um Künstler, die zumindest in Salzburg etwas gelten oder gegolten haben. Und schade drum ist's auch, weil diese Werke im günstigen Fall ja doch irgendwie in einem Kontext (meist einem losen) zum jeweiligen Aufstellungsort stehen.

Ein besonderes Negativbeispiel ist ein vielteiliger Werkzyklus von Lukas Suppin in einer Wohnsiedlung Rottweg/Keltenweg. In diesem Fall war es so, dass eine Fassadenisolierung für die in den 1970er Jahren gebauten Häuser unaufschiebbar war.

Es wurden also die berüchtigten Styroporziegel auf die Betonwände geklebt – und die Kunstwerke verschwanden, eins nach dem anderen. Nicht, dass man die Wohnungsbesitzer (und damit Liegenschafts-Miteigentümer) nicht gefragt hätte. Aber ein (auch nur geringer) finanzieller Mehraufwand für Kunst, die die meisten dort Wohnenden bestenfalls registriert, aber nie wirklich angeschaut –  geschweige denn darüber nachgedacht – hatten ist nicht drin. So etwas ist geht auf jeden Fall fürs eigene Geldbörsel und nicht für die Kunst aus.

Mehr Glück hatte die Madonna von Karl Weiser (1911-1988). Das 1968 für das Konradinum in Eugendorf geschaffene Wandbild wurde auf Kosten des Landes – 25.000 Euro aus dem Topf „Kulturelles Erbe“ – abgenommen und wird einen neuen Platz finden. Der Sohn des Künstlers hatte ehzeitig Radau geschlagen, und seine Stimme wurde gehört.

Eine einschlägige Kunst-Rettunsaktion wird auch aus St. Kolomann gemeldet. Da geht es ebenfalls um eine Wandmalerei. Sennerin mit Kühen und dergleichen. Bei allem Respekt vor Wilhelm Kaufmann (1901-1999), ganz gegen Kitsch gefeit war auch er nicht. „Früher hat das Fresko die Außenwand der Volkschule in der Gemeinde geschmückt. Nun hat es im Stiegenhaus der Bildungseinrichtung, das über zwei Stockwerke aufgeteilt ist, einen neuen, wetterfesten Platz bekommen“, so Kulturreferent Heinrich Schellhorn. „Die Gesamtkosten der Restaurierung beliefen sich auf rund 100.000 Euro. Das zuständige Kulturreferat des Landes hat fünfzig Prozent beigesteuert. Die restlichen fünfzig Prozent kamen von der Gemeinde selbst.“

„Für die Gemeinde war es vor 56 Jahren sicher nicht leicht 34.800 Schilling für das Kunstwerk beizusteuern. Es jetzt einfach abzureißen wäre sehr schade gewesen“, sagt Herbert Walkner, Bürgermeister von St. Koloman: „Für den Ort hat das Fresko zusätzlich noch eine kulturgeschichtliche Bedeutung. Zeigt es doch Episoden des Gemeindelebens der 1960er Jahre.“

Bilder: dpk-klaba (2); Land Salzburg/Neumayr/Leopold (1)