Lauter sehr auffällige Leute

KELTENMUSEUM / HALLEINER ORIGINALE

15/11/23 Die Halleiner Originale – so der Titel der neuen Sonderausstellung im Keltenmuseum – waren Marktfrau oder Dienstmann, Schlossermeister, Zeitungs- oder Würstlstandbetreiber. Manche waren schlicht durch ihre Präsenz, vor allem aber auch durch ihr einzigartiges Erscheinungsbild vielen Menschen in Hallein vertraut.

Sepp (Josef) Schörghofer war bei jeder Witterung nur mit Hemd, kurzer Hose und barfuß oder mit Ledersandalen unterwegs. Josef Quehenberger, der Esel-Seppei, zog fast jeden Tag mit seinem Eselkarren von Gasthaus zu Gasthaus und sammelte Speisereste ein. Halleiner Originale erinnert also an Leute, deren Besonderheiten für die regionalen und kulturellen Ausprägungen der Salinenstadt stehen. Meist stammten die wertschätzend als „Original“ titulierten Menschen aus einfachen Verhältnissen. Oft erinnern sich ganze Generationen an sie.

Die Ausstellung rund um Helga Springers Buch präsentiert Anekdoten und biografische Informationen zum Leben dieser Menschen. Viele von ihnen prägten zwar lange mit das Stadtbild, die meisten Halleinerinnen und Halleiner wissen aber wenig über deren persönliche Geschichte oder Werdegang.

Helga Springer, die bedauerlicherweise kurz nach Erscheinen ihres Buchs Halleiner Originale im September 2023 verstorben ist, wird vielleicht auch als eine dieser besonderen Persönlichkeiten in Halleins kollektiver Erinnerung bleiben. In der Ausstellung ist ihr bereits eine eigene Vitrine gewidmet.

Mit der aktuellen Sonderausstellung präsentiert das Keltenmuseum Hallein nun die zweite Schau zur Oral History-eihe Kaffeegeschichte(n) – Erinnern im Museum, ein Format, das die Besucherinnen und Besucher seit zehn Jahren dazu einlädt, ihre persönlichen Geschichten zu teilen. Seit 2013 sind Zeitzeuginnen und Zeitzeugen eingeladen, in der gemütlichen Atmosphäre des Museumscafés ihre Erinnerungen zu teilen. Die Erzählungen werden aufgezeichnet und im Museum archiviert. Helga Springer war nicht nur die erste Vortragende der Kaffeegeschichte(n). Aus ihrer Erzählung von damals entstand auch die erste Oral History Publikation, die 2015 in der Schriftenreihe des Stadtarchivs Hallein erschienen ist: Meine Kindheit in Hallein (1940–1948).

Anschließend folgten von 2013 bis 2019 zahlreiche „Kaffeegeschichte(n)“, in denen sie sich mit Themen wie Jugend in Stadt und Land, Spiele aus der Kindheit, Erinnerungen an Weihnachten beschäftigte, oder sich an ehemalige Geschäfte in Hallein und nicht zuletzt die Halleiner Originale erinnerte. Zum letzten Mal war Helga Springer als Vortragende bei den Kaffeegeschichte(n) im Oktober 2019 zu Gast und erzählte zum Thema Der Untere Markt – Entwicklung einer Geschäftszeile.

Aus zwei Kaffeegeschichte(n) über Halleiner Originale entstand die Monographie Halleiner Originale – Erinnerungen an besondere Halleinerinnen und Halleiner des 20. Jahrhunderts (Schriftenreihe des Stadtarchivs Hallein, Bd. 6).

„Ich hatte mit Helga Springer einen Pakt: Sie lebt so lange, bis ihr zweites Buch erschienen ist und ich beeile mich mit der Herausgabe ihrer Erinnerungen an die Halleiner Originale“, so Barbara Tober, Leiterin der Kulturvermittlung im Keltenmuseum. „Wir haben es beide geschafft! Das macht mich trotz des traurigen Verlusts froh. Ich habe Frau Springer als zuversichtliche alte Frau kennengelernt, die offen und ehrlich über sehr private Ereignisse geschrieben und gesprochen hat. An diese positive und fröhliche Person erinnern die Texte und Bilder auf der Vitrine des jüngsten „Halleiner Originals“. Ich hoffe, sie wäre mit der Auswahl zufrieden.“ (Keltenmuseum)

Ausstellung im Keltenmuseum Hallein bis 3. März 2024 – www.keltenmuseum.at
Bilder: Keltenmuseum Hallein / Stadtarchiv Hallein (2; ); Andreas Hechenberger (1); (1); Iris Moosleitner