Von Erben, Fußstapfen und großen Schuhen

SNOW JAZZ GASTEIN / DOTSCHY REINHARDT

16/03/10 Djangos Urenkelin und ihr Quintett swingten im Hofgasteiner Grand Park Hotel

Von Thomas Hein

Django Reinhardt, obwohl aus Belgien stammend, steht mit einem „Gipsy-Jazz“-Stil („Hot Club de France“) mit seiner spezifischen Besetzung - zwei bis drei Gitarren, Kontrabass und häufig noch eine Violine - bis heute als „Übervater“ hinter seinen zahlreichen Erben der Großfamilie Reinhardt. Zu diesen zählt auch die Wahlberlinerin Dotschy Reinhardt, die am Montag (15.3.) immer wieder an Django und dessen 100. Geburtstag im vergangenen Jänner erinnerte. Von Reinhardts Stücken fanden sich dessen berühmten Klassiker „Nuages“ und „Minor Swing“ im Programm.

Wie stark die künstlerische Persönlichkeit auf den Schultern der Erben lastet, wie groß die Schuhe dieses außergewöhnlichen Musikers sind, wie hoch daher auch die Erwartungen von Veranstaltern und Publikum sind, muss Dotschy Reinhardt bewusst sein. Um den Spuren des Ahnen künstlerisch schlüssig zu folgen, steht ihr noch ein langer Weg bevor.

Auf die Qualitäten ihrer Musiker (Christian von der Goltz/p, Alexej Wagner/g, Scott White/b, Michael Kersting/dr) konnte sie sich in jedem Augenblick verlassen, doch das aus Stücken mit Django-Touch, einigen Standards (wie sie auch Reinhardt im Programm hatte), Latin-Kompositionen, einem den Gitarristen ins Zentrum stellenden, solistisch ausufernden Cowboysong und eigenen Werken von Dotschy Reinhardt zusammengesetzte Programm erwies sich als allzu kunterbunt, um ihr Publikum überzeugen zu können. Ihrem Gesang fehlt leider auch noch die Intensität des Ausdrucks, das ganz spezifische und extrem persönliche gestalterische Ausformen der Töne und Worte.

Bild: Jazz im Sägewerk / Josef Maier