25 JAHRE MUSEUM ZINKENBACHER MALERKOLONIE

03/07/25 Für Lisel Salzer, damals in den Zwanzigern, waren die Sommer in der Zinkenbacher Malerkolonie „aufregende und wilde Tage“, wie sie später einmal schrieb. Das wird wohl nicht nur mit dem gemeinsamen Nacktbaden zu tun gehabt haben, das sie auf einem Bild festhielt.

Von Reinhard Kriechbaum

Der Wiener Ferdinand Kitt hatte ab 1927 ein politisch kunterbuntes Künstlervölkchen um sich geschart. Die politischen Anschauungen reichten von der extremen Linken bis zur äußersten Rechten, „völkische“, monarchistische, nationalsozialistisch eingestellte und kommunistische Künstler, „Arier“ wie „Nichtarier“ verkehrten sommersüber freundschaftlich im „Malschiff“ Zinkenbach. Im Blödelalbum, einer von den Kunstschaffenden gemeinschaftlich gestalteten Karikaturensammlung, kommt die entspannte Situation dieser Kreativ-Sommerfrische gut zum Ausdruck. Bis zu 27 Künstler und Künstlerinnen waren am Wolfgangsee versammelt.

Mit 1938 war's freilich vorbei mit dem Miteinander, die jüdischen Mitglieder waren zur Auswanderung gezwungen. Lisel Salzer beispielsweise emigrierte in die USA, während andere, beispielsweise Ernst August von Mandelsloh, Gudrun Baudisch-Wittke oder Kajetan Mühlmann in der Zeit des Nationalsozialismus Karriere machten.

Wie es Lisel Salzer weiterhin ergangen ist? 1939 emigrierte sie über Paris nach New York. Lisl Salzer schlug sich als Porträtmalerin durch und beschäftigte sich auch mit Emaille und Freskomalerei (für New Yorker Hotels). Auf einer Urlaubsreise lernte sie die Malerin Grandma Moses kennen und schätzen. Nach dem Tod ihres Mannes (1954) besuchte Lisel Salzer ihre frühere Heimat Wien. Auch 1963 reiste sie nach Österreich, wo sie an einem Kurs der Salzburger Sommerakademie von Oskar Kokoschka teilnahm. Weitere Reisen nach Europa folgten, die letzte führte sie 1984 auch nach St. Wolfgang, wo sie die Gefährtin ihrer Jugend, die Schriftstellerin Hilde Spiel, wieder traf. Zu einer erneuten Zusammenkunft des Zinkenbacher Künstlerkreises kam es nach dem Krieg nie wieder.

Vertreter des 1096 gegründeten Museumsvereins Zinkenbacher Malerkolonie besuchten mehrmals Lisel Salzer in Seattle und diese spendete großzügig viele ihrer Werke für das Museum. Auch nach ihrem Tod 2005 – die Malerin wurde 99 Jahre alt – wurde der Museumsverein mit Bildern reich beschenkt.

So nehmen ihre Bilder auch in der Jubiläumsausstellung zur 25-Jahr-Feier des Museums im ersten Stock des Kulturhauses Sankt Gilgen entsprechend repräsentativen Raum ein. Die Schau spiegelt die Malerkolonie in ihrem sozialen und politischen Umfeld vom Untergang der Monarchie bis zur Auflösung der Künstlergemeinschaft aufgrund politischer Veränderungen im Jahr 1938. Als Epilog wird auch die Nachkriegszeit gestreift, mit Entwürfen von Gudrun Baudisch und Sergius Pausers Werk Unterzeichnung des Staatsvertrags 1955.

Gezeigt werden Werke, welche noch in der Monarchie geschaffen wurden, wie Zeichnungen von Alfred Gerstenbrand und eine Arbeit von Oskar Laske. Die wohl wichtigste Kunstströmung Österreichs in der Zwischenkriegszeit, die neue Sachlichkeit, ist mit Arbeiten von Bettina Bauer-Ehrlich, Gertrude Schwarz-Helberger und Sergius Pauser vertreten. Die Landschaftsmalerei, beeinflusst durch die Sommerfrische am Wolfgangsee, wird durch Werke von Lisel Salzer, Ferdinand Kitt, Ernst Huber und Georg Ehrlich repräsentiert. Die Exponate kommen aus der hauseigenen Sammlung sowie Leihgaben großer Museen und privater Sammler.

Alle Kunst ist das Kind ihrer Zeit. Ausstellung im Museum Zinkenbacher Malerkolonie (Kulturhaus St. Gilgen) bis 12. Oktober – www.malerkolonie.at
Bilder: Museum Zinkenbacher Malerkolonie / MZMK (2); RKS (1)