TAURISKA / DIENSTBOTENWESEN
30/06/25 Das Leben bäuerlicher Dienstboten war hart. Davon berichtete beispielsweise der Autor Franz Innerhofer in seinem 1974 erschienenen Anti-Heimatroman Schöne Tage. Da verarbeitete er die Erinnerungen an die selbsterlebte bäuerliche Kindheit im Pinzgau.
Im TAURISKA-Kammerlanderstall in Neukirchen am Großvenediger stand das regionale Thema des Dienstbotenwesens im Mittelpunkt einer eindrucksvollen Kulturveranstaltung – in Kooperation mit der Netzwerkpartnerschaft Slow Food Pinzgau und der Bramberger Obstpresse. Einer der vielen Programmpunkte war eine Lesung von Charly Rabanser. Außer Passagen aus Schöne Tage las er auch aus dem Buch Als ich Kleinknecht war von Georg Eberl. Er beschreibt autobiografisch das Aufwachsen als lediges Kind und Jungknecht im frühen 20. Jahrhundert. Authentische Zeitzeugnisse aus dem Pinzgau also.
Über Jahrhunderte hinweg bildeten Dienstboten einen unverzichtbaren Teil des ländlichen Lebens in Salzburg. Knechte, Mägde und ledige Kinder verrichteten ihre Arbeit oft im Schatten der bäuerlichen Haushalte – ohne eigene Stimme, ohne Rechte, ohne Lobby. Ihr Leben war geprägt von harter Arbeit und gesellschaftlicher Unsichtbarkeit.
Robert Kleindienst aus Salzburg war bereits 2019 beim ersten Literaturfestival in Neukirchen als Autor zu Gast und las damals aus seinem Roman Zeit der Häutung. Im vergangenen Jahr gab er einen Einblick in sein neues Werk Das Lied davon, das die Lebensgeschichte seines Vaters erzählt – eines unehelich geborenen Kindes, das in einer Pflegefamilie aufwuchs und eine besondere Liebe zur Musik entwickelte. Kleindienst war der Moderator der Veranstaltung jetzt.
Michael Span vom Salzburger Freilichtmuseum gab Einblicke in das Leben der Dienstboten im historischen Salzburg. Besonders aufschlussreich ist der Blick in sogenannte „Dienstbotenbücher“, in denen dokumentiert wurde, bei welchem Bauern oder welcher Bäuerin die Arbeitskräfte tätig waren. Neben Arbeitgeberdaten finden sich darin auch persönliche Angaben wie Familienstand und Hinweise auf die Legitimation unehelicher Geburten durch spätere Heirat.
Trotz der oft harten körperlichen Arbeit und der geringen Rechte dieser Menschen, zeigte Michael Span auch, dass es Ausnahmen gab: Manche Bauern behandelten ihre Dienstboten wie Mitglieder der Familie. In solchen Fällen entstand eine enge Gemeinschaft, fast wie in einem Familienverband.
Anlass der Veranstaltung war die Ausstellung Bewegliche Figurenwelt trifft zeitgenössische Kunst, die das Leben dieser Menschen bei der Arbeit auf Hof und Feld beschreibt. Die „Bewegliche Figurenwelt“ stammt von Steinberg Thoma, der im vergangenen Jahrhundert selbst viele Jahre als Knecht in Neukirchen tätig war. Die Ausstellung kann man derzeit im TAURISKA-Kammerlanderstall besichtigen. (TAURISKA/dpk-krie)
www.tauriska.at
Bilder: TAURISKA