Zur Schulreform: Die Schule neu erfinden

30/06/17 Seit Jahren beschäftigt sich die kija Salzburg mit dem Thema Schule. Seit Jahren sind vielfältige und gravierende Probleme bekannt. Wir haben in Österreich eines der teuersten Schulsysteme und eines der ineffizientesten. Laut der letzten PISA-Studie gehört in Österreich fast jede/r dritte SchülerIn zumindest in einem Testgebiet (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften) zur Gruppe der RisikoschülerInnen, 13 Prozent weisen in allen drei untersuchten Bereichen schwere Mängel auf. Ein Blick auf die Bildungschancen zeigt, dass diese in Österreich noch stärker vererbt werden als im OECD-Schnitt. Eine gute Schulbildung ist hierzulande primär vom finanziellen und sozialen Status der Eltern abhängig. Obendrein produziert das Schulsystem einen gigantischen Nachhilfemarkt. Fast ein Viertel aller SchülerInnen braucht Nachhilfe.
Dem gegenüber stehen 53.000 Jugendliche, die jedes Jahr die Schule abbrechen – ihre Chancen am Arbeitsmarkt sind verschwindend. Einer der vielen Gründe für Schulabbrüche heißt Mobbing und hier ist Österreich trauriger „Spitzenreiter“. Mit 21,3 Prozent ist der Anteil an Mobbingopfern im Schulumfeld fünfmal höheren als in Schweden. Obwohl ExpertInnen seit Jahren mehr Schulsozialarbeit fordern, ist diese immer noch absolute Ausnahme.
Spätestens seit den Erkenntnissen der Neurobiologie ist bekannt, dass für die Lernfreude und damit den Lernerfolg der Beziehungsfaktor ausschlaggebend ist. Damit Kinder ihre ihnen angeborene Neugierde und Gestaltungslust ausleben können, brauchen sie also Menschen, die sie für etwas begeistern und ihnen gleichzeitig das Gefühl von Sicherheit und Verbundenheit geben können.
Neben dem Fachwissen müssen PädagogInnen also primär Beziehungskompetenz mitbringen. Und es braucht lernfördernde Rahmenbedingungen. Das bedeutet in erster Linie ein Plus an Zeit und Raum, also Ressourcen!
Ob mit der jüngst beschlossenen Reform – die noch dazu kostenneutral erfolgen soll – die beschriebenen Probleme gelöst werden, darf daher mehr als bezweifelt werden. Jetzt wünscht die kija Salzburg jedenfalls allen SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern erstmal erholsame Ferien!
Dr. Andrea Holz-Dahrenstaedt, Kinder- und Jugendanwältin