Zur Hintergrund-Geschichte Neue Musik … aber echte! (19.12.)

19/12/13 Als Leiter des Instituts für Neue Musik an der Universität Mozarteum ist mir ein Anliegen, zum erwähnten Ausschreibungstext für den Wettbewerb prima la musica Stellung zu nehmen. Auch ich finde die zitierte Formulierung höchst unglücklich, finde aber dringend nötig zu überlegen, aus welchen Intentionen sie kommen mag. Es scheint mir zu kurz gegriffen, allein überholtes Elitedenken als Erklärung heranzuziehen. Eine Rolle spielt sicher die Blauäugigkeit, mit der viele junge Menschen jeden Soundtrack eines Hollywoodfilms ernsthaft als Neue Musik ansehen, ganz zu schweigen von gefälligen regressiven Werken, die schon Hindemith zu zahm gewesen wären. Es scheint mir wichtig, etwa eine neue Tonalität nicht mit dem Ewiggestrigen zu verwechseln. Es kommt immer wieder vor, dass Studierende – auch werdende Musiklehrer - derlei ernsthaft als Lehr- und Prüfungsstoff für „Neue Musik“ in Betracht ziehen, und erst recht lässt sich solches Denken im Musikschulbereich finden.
Ich hoffe, den Verantwortlichen war eher daran gelegen zu verhindern, dass Bearbeitungen aus „Fluch der Karibik“ oder „Titanic“ als Neue Musik für den Wettbewerb vorbereitet werden, denn genau das ist nahezu als Massenphänomen zu befürchten, wenn man keine Bedingungen festlegt. Musik von Christian Muthspiel – um dieses Beispiel aufzugreifen – verdient nicht, damit in einen Topf geworfen zu werden, sie ist neu, und den Blick für das Neue in der Musik sollte man fördern. Dafür braucht es sehr wohl Abgrenzungen, doch sind sie schwer zu treffen und auf keinen Fall mit den längst obsoleten Grenzen zwischen U- und E zu verwechseln. Das ist leider passiert. Doch wird das Problem nicht gelöst, indem man alles und jedes zulässt, und ich gebe zu, dass mir schwer fallen würde, sinnvolle und nachvollziehbare Kriterien in einen kurzen Ausschreibungstext zu pressen. Genau das aber sollte man m.E. als Aufgabe aus dem gründlich verfehlten Versuch filtern.
Martin Mumelter