Zur Besprechung No cheese, Golem? (24.8.)

25/08/14 Ihre Kritiken sind zumeist erfreulich zu lesen, da nicht übertrieben streng, dennoch aber nicht als Lobhudelei zu verstehen. Ihre Einschätzung von GOLEM bei den Salzburger Festspielen hat mich aber doch überrascht, Sie haben tatsächlich nur vergnügliche Stunden erlebt, haben sich dabei gar nichts Böses gedacht, waren die ganze Spieldauer über nur gut gelaunt und heiter? Das Wechselspiel aus Comics, schrägen, etwas zukunftslosen Typen, die sich auf die taffe Oma verlassen und die Ebene des Schauspieles war großartig, da bin ich ganz Ihrer Meinung. Mein Mann und ich waren aber vom Inhalt ziemlich geschockt – zu sehr wurde, von dem oberflächlich heiteren Spiel, unserer Gesellschaft der Spiegel vorgehalten. Die Aussicht auf Macht und Karriere um jeden Preis, die Konsumwut, die Gedankenlosigkeit beim Kauf unnützer Dinge, die Herzlosigkeit bei der fremdbestimmten Partnerwahl, die totale Manipulierbarkeit der Charaktere durch eine Maschine Namens Golem, die genauso gut MacBook, iMac oder Smartphone heißen könnte, letztendlich der Sieg dieser selbst zur Maschine verkommen Typen über jene, die offenen Auges sehen wie die Maschinenmenschen agieren und die Welt zerstören, das sind doch die Eigenschaften, die der moderne Mensch in überdurchschnittlich hoher Konzentration in sich trägt und am modernen Mensch vermissen wir ja schon längst jegliche Witzigkeit in seiner Handlungsweise. Das so komprimiert vor Augen geführt zu bekommen fanden wir alles andere als erheiternd.
Christine Wimmer-Gaibinger