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Und wieder geht es rund in den Bergen

BUCHBESPRECHUNG / BERGWANDERN

08/09/16 Was ist Understatement? Wenn einem leidenschaftlichen Bergwanderer erst hundert Rundtouren und dann noch einmal 85 für ein zweites Buch einfallen, und er im Vorwort bescheiden schreibt: Mit dem Angebot ließe sich „gleich ein paar Saisonen“ durch die heimische Bergwelt streifen.

Von Reinhard Kriechbaum

Der Normal-Wanderer wird sich von Thomas Neuhold auf zwanzig Jahre versorgt fühlen mit Ideen für Rundtouren in der Bergwelt des Bundeslandes Salzburg und der nachbarschaftlichen Bergwelt. Und es ist ja so, dass sich gar nicht wenige Touren vom ersten Band mit Neuholds neuen Vorschlägen recht gut kombinieren lassen. Also ein Füllhorn am Optionen, über die wir 2012 im DrehPunktKultur schrieben „Vom Turnschuh bis zum leichten Steigeisen“.

Das gilt auch für den zweiten Rundtouren-Band des Salzburger Journalisten und Alpinisten aus Leidenschaft. Er mischt die Touren so, dass unterschiedlichste Ansprüche und Erwartungen bedient werden. Eine Nachmittagswanderung mit Familie? Findet man hier genau so wie einen zehneinhalb-Stunden-Marsch, für den man dann logischerweise entsprechende Kondition (und Selbsteinschätzung!) mitbringen muss.

Was eint die ersten vier Vorschläge? Dass man mit dem Obus von Salzburger Stadtgebiet aus zum Ausgangspunkt kommt. Aber schon bei der „Koppler Gaisbergrunde“ heißt es: „Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig.“ Das Gros der Vorschläge von Thomas Neuhold betrifft natürlich „echte“ Berge, und gar nicht so selten sind es Touren, für die man schon auf gewisse Wander-Erfahrung bauen sollte. Darauf weist der Autor auch stets hin. Auf Neuholds Schwierigkeits- und Zeitangaben ist Verlass. Die knackigen Beschreibungen lassen keinen Zweifel dran, dass er die Touren auch wirklich selbst ausprobiert hat. Man darf ihm glauben, egal, ob er einen nun auf dem Kolomansberg hoch über Mondsee über drei sanfte „Tausender“ schickt oder über den „Goldtropfsteig“ auf den Hochstaufen. Letztere Tour ist die der Stadt nächstgelegene mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad, nämlich T6.

Die meisten Rundtouren sind natürlich in der Bergwelt Salzburgs. Neuhold berührt aber auch das Kaisergebirge (Tirol), die nahe bayerische Bergwelt, das Höllengebirge in Oberösterreich, den Dachstein und andere Berge im Salzkammergut und in der Steiermark. Sogar die Nockberge im Grenzgebiet zu Kärnten sind einbezogen. Entscheidend: Ein- und Ausstieg ist am selben Punkt, es sind also keine mühsamen Tricksereien notwendig, um wieder zum eigenen Auto zurück zu kommen.

Und ein besonderer Vorzug: Neuhold, der Intimkenner der Bergwelt unserer Heimat, mischt geläufige Ziele mit solchen, deren Vorzüge und Besonderheiten er ausgekundschaftet hat. Es sind ja nicht unbedingt die höchsten und anstrengendsten Berge die lohnendsten. Mancher „Balkon“ wirkt unspektakulär, eröffnet aber unerwartete Blickwinkel.

Thomas Neuhold: 85 neue Tagesrundtouren. Bergauf – bergab auf anderen Wegen. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2016. 22 Euro – www.pustet.at
Zur dpk-Besprechung des ersten Bandes
Vom Turnschuh bis zum leichten Steigeisen

 

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