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Muss, sollte, könnte

BUCHBESPRECHUNG / GÜNTHER G. BAUER

17/02/12 Geplant war ein Aufsatz, geworden ist es ein Buch. „Mozart und Constanze 1783 zu Besuch in Salzburg“ von Günther Bauer ist das Resultat akribischer Forschungen über Jahre hinweg.

Von Horst Reischenböck

Freilich mussten immer noch weit mehr Fragen offen bleiben, als beantwortet oder logisch aus Zusammenhängen heraus erklärt werden. Die Quellenlage ist gar zu dürftig. Leopold Mozarts Briefenotizen über Constanze sind so gut wie nicht vorhanden, sie wurden wahrscheinlich bewusst vernichtet. Ihr sicher nicht schmeichelhafter Inhalt kann nur aus Antwortschreiben heraus rekonstruiert werden. Aber auch die Tagebücher der Zeit weisen enorme Lücken auf. Aus manchen, etwa vom damaligen Abt von Michaelbeuern, fehlen gerade die entsprechenden Seiten.

Günther Bauer hat sich dennoch der Aufgabe unterzogen, gerade diesen „dunklen Fleck“ der Mozart-Biografie zu erhellen. Wolfgangs Besuch mit Constanze verlief  sicher nicht unproblematisch, verhielten sich doch Schwester Nannerl ebenso wie Vater Leopold Constanze gegenüber distanziert. Er hatte ja vorerst den Segen zur Hochzeit verweigert und sich geärgert, dass der Erstgeborene nicht zuvorderst seinen Namen erhalten hatte.

Etliches wurde noch nie so hinterfragt. Beispielsweise, dass das junge Ehepaar drei Tage vor dem angekündigten Termin ankam. Also nicht mit der normalen Postkutsche. „Also nicht mit der Eisenbahn, sonder mit einem Taxi“, sormuliert es Günther Bauer. Der Preis: „Ein Drittel von Leopolds Jahresgehalt!“ Die Bleibe im Tanzmeisterhaus war natürlich auch noch nicht entsprechend auf den Besuch vorbereitet. Was Maria Anna, die dem Vater den Haushalt führte, zumindest irritiert haben muss. Interessant auch zeitgleiche meteorologische Beobachtungen. Die attestieren schönes Wetter, wenn Nannerls Tagebuch zweimal „Donnerwetter“ verzeichnet. Das lässt also auf ernsthafte Auseinandersetzungen innerhalb der Familie schließen.

Aus geplanten vier Wochen entwickelte sich ein Salzburg-Aufenthalt von 27. Juli bis 26. Oktober 1783, also vier Monate. Wahrscheinlich war’s auch nicht der Torso der c-Moll-Messe, der am Tag vor der Abreise nach Wien in St. Peter erklang, „als Colloredo endlich in Laufen war“. St. Peter unterstand nie dem Erzbischof und musste nicht unbedingt auf ihn Rücksicht nehmen. Der Rückschluss, Colloredo sei wohlgesinnt gewesen, bedarf auch einiger Fragezeichen. Weil der befreundete Graf Firmian in Leopoldskron besucht wurde und dieser einen Gegenbesuch abstattete. Der bekleidete eine entsprechende Position. Und dem Landesherrn dürfte der abtrünnig gewordene ehemalige Untertan eher gleichgültig gewesen sein. Wolfgang muss auch bereits an der „Linzer“ Sinfonie gearbeitet haben. Wie der Dirigent Leopold Hager vermutet, wäre es unmöglich gewesen, sie in so kurzer Zeit zu komponieren und die Stimmen zur Aufführung vorzubereiten.

Ein lesenswertes, anregendes Buch, durch bislang nicht so geläufig gewesene Bilder illustriert. Es fehlt auch nicht der Aufruf zur Suche nach Dokumenten, die mehr Licht ins Dunkel jener Tage brächten.

Günther G. Bauer: Mozart und Constanze 1783 zu Besuch in Salzburg. Band 12 der Salzburg Studien des Vereins „Freunde der Salzburger Geschichte“  / Stadt Archiv, 208 Seiten. 15,80 Euro.

 

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