Freies Geleit für die Schotten

BUCHBESPRECHUNG / PINZGAUER KOST

24/08/12 Man kann es schon auch, sagen wir, nicht so gut treffen als Tourist im Salzburger Land: „An Zwiefa kloa schnein und mit de z’mudandn Schottn in Schmoiz örösten.“ In Schriftsprache: Die Zwiebel klein schneiden und mit den (sic!) grob zerriebenen Schotten in Butter anrösten.“

Von Reinhard Kriechbaum

altWenn sich das bloß nicht herumspricht im United Kingdom! Informierte Köchinnen und Köche des Buchs „Pinzgauer Kost“ von Oliver Altenberger werden aber rasch draufkommen, dass das zitierte Rezept nicht eine Anleitung zum Kannibalismus, sondern bloß schlecht redigiert ist: Nicht die Schotten sind gemeint, sondern der Schotten. Sprich „Schottnock“.

Ein nettes Buch, das da im TAURISKA Verlag soeben erschienen ist. Das Wasser könnte einem im Mund zusammenrinnen, was an indigenen Köstlichkeiten aus dem Innergebirg liebevoll auf Gmundner Keramik (ein nicht genannter Sponsor?) hergerichtet und auf den Holztisch gestellt wird. Hin und wieder braucht es schon die Übersetzung, denn „Granggnsoißn“ (Preiselbeermarmelade) haben Durchschnitts-Salzburger eher nicht mehr im aktiven Wortschatz, ebensowenig „Moseron“ (Majoran). „1 Stampei Hausbrenndn“ sollten alle richtig zuordnen und unter die Vertrauen bildenden Zutaten – in diesem Fall für den Germkrapfen – zählen.

Easchdäpfinidei, Poistazipfi, Mächa-Muas (Melker-Mus), Pinzga Miasai, Wetzstoanudln, Kerschflenggn und das ursprünglich am 24. Dezember beliebte Bachökoch – das ist ein kleiner Streifzug durch die Nachspeisen.

Ob eine durchschnittliche vom Mikrowellenherd verwöhnte Hausfrau die urtümlichen Dinge wirklich so hinkriegt, bleibe dahingestellt. Aber sage keiner, dass man im Pinzgau zubereitungstechnisch hinter den sieben Bergen lebt: Die „Easchdäpfi“ werden gekocht, logisch. „Sans duach, noand mit an Stobmixa püriern“. Neumoderne Wörter gibt’s im Pinzgauerisch, da staunt man nur.

Aber der Autor Oliver Altenberger hat eben nicht nur seiner Urgroßmutter, einer Gasthauswirtin, in die Rein „gluagd“, sondern „no a wench drüwa außi gschaud“. Aus dem Hochdeutsch – mit Kartoffel und Sahne und allem was dazu gehört, um auch nördlich des Wei0wurstäquators verstanden zu werden – hat er manches recht forsch in seinen Heimatdialekt zurückübersetzt.

Was Ausdruckspuristen dazu auch sagen mögen: „Oa Stindei außabochn, feschdig!“ Oder bei Bedarf „ois zom noamoi a Bois dünstn lossn und nachand weans so richtig gschmachig“.

Oliver Altenberger: Pinzgauer Kost und no a wench drüwa außi gschaud. Auf Hochdeutsch und im Dialekt geschrieben. 197 S., TAURISKA Verlag, Neukirchen, € 24,90 – www.tauriska.at

Buchpräsentation am Sonntag, 25.8., 20 Uhr im Kammerlanderstadl, Neukirchen am Großvenediger.Es singt das Vokaltrio LeRoXa.