Die Mühlbacher Holzmusi

LESEPROBE / MOOSLECHNER / HOLZHANDWERK

25/04/17 Gibt es typischere Instrumente aus Metall wie eine Tuba oder eine Tschinelle? In seinem Buch „Holz Hand Werk“ ist natürlich auch die Musik ein Thema, und da fällt einem Laien natürlich sofort der Geigenbau ein. Eine ganz andere Facette: Bei der „Mühlbacher Holzmusi“ sind sogar Tuba und Becken aus Holz... Eine Leseprobe.

Von Walter Mooslechner

Seit frühester Vergangenheit entlocken Menschen unterschiedlichen Holzinstrumenten eigenartige und faszinierende Laute. Aus zunächst einfachen Eigenanfertigungen entstanden im Lauf von Jahrtausenden hochwertige Musikinstrumente. Das Musizieren auf Geigen, Gitarren, Flöten, Hackbrettern, Zithern und weiteren Instrumenten ist in unseren ländlichen Breiten nach wie vor gebräuchlich und beliebt.

Mit einer europaweiten Rarität kann die Gemeinde Mühlbach am Hochkönig aufwarten. Schon vor langer Zeit wurde im Salzburger Gebirgsort nach Bodenschätzen gegraben – die Bergknappen vergangener Jahrhunderte arbeiteten schwer, Freizeit war knapp und es gab kaum Unterhaltungsmöglichkeiten. Man lebte in einer engen sozialen wie auch kulturellen Gemeinschaft. Das Traditionsbewusstsein war ausgeprägt und wurde hochgehalten, das gemeinsame Musizieren diente der Gesellschaft und war ein Ausgleich zum harten Arbeitstag.

Zur Herstellung der Instrumente bedienten sich die Bergknappen im 16. Jahrhundert des Naturstoffes Holz und schon damals wurden die Schalleigenschaften der Haselfichte sehr geschätzt. Ein ganzes Ensemble an hölzernen Instrumenten entstand, neben Flöten, Tuben, Tschinellen und Trommeln aus Holz behielt nur noch die Triangel ihren metallischen Klang im „Holzorchester“. Diese hatte jedoch bereits im Alltag der Bergknappen besondere Bedeutung – mit ihrem Klang wurden Anfang und Ende der Schicht im Bergwerk eingeläutet.

Obwohl der Abbau von Kupfererz in der Region mittlerweile eingestellt wurde, lebte die Holzmusi der früheren Bergknappen weiter. Im Dachgeschoß eines Bauernhofs fand man vor Jahren ein seltsam geformtes Holzrohr – es handelte sich dabei um eine Tuba der legendären Knappenmusik. Dies war Anlass, die einzigartige Holzmusik wieder aufleben zu lassen: Blasinstrumente wurden nach alter Machart nachgebaut und das Musizieren eifrig geübt. In der schmucken Tracht der einstigen Bergknappen – weißes Leinenhemd, gegürteter Lodenkittel, Bundhose, blaue Wollstrümpfe und schwarzer Hut – spielt die Mühlbacher Holzmusi heute wieder bei diversen Brauchtumsveranstaltungen auf.

Walter Mooslechner: Holz Hand Werk. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2017, 152 Seiten, 25 Euro – www.pustet.at
Zur Buchbesprechung Das Wissen und Können der Holzköpfe