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Eine Bank ist schnell ruiniert, so auch ein Leben

LITERATURHAUS / KRISTOF MAGNUSSON

05/05/10 Der eine oder andere kennt das Gefühl: Eigentlich hat man sich das Leben ganz anders ausgemalt. „Es ist, wie wenn jeden Tag ein kleines Stückchen Lack abblättert. Man realisiert das aber erst dann, wenn man bemerkt: Jetzt ist der Lack ab“, sagt Kristof Magnusson.

Von Isabell Spanier

„Geld birgt ein wunderbares Geschichtenpotenzial. Wir Menschen narrativieren ja auch in unseren Träumen über Geld: ‚Wenn ich im Lotto gewinne, dann würde ich…‘ Auch die Börse verkündet Geschichten von der blühenden Zukunft, denn wer würde sonst investieren?“

Kristof Magnussons wurde für sein Debütroman „Zuhause“ 2006 mit dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet. Am Dienstag (4.5.) war er im Literaturhaus zu Gast. Sein jüngster Roman „Das war ich nicht“ zeigt, wie sich aktuelle Krisen in der Literatur niederschlagen können. Drei Menschen sind mit dem eigenen Leben und den damit verbundenen Anforderungen überfordert. Der Zufall, genauer: Die Finanzkrise, führt die drei zusammen. Magnusson gelingt es, wirtschaftlichen Niedergang und persönliche Krisen zu verbinden. Aber: Ist alles am Ende vielleicht doch nicht so schlimm wie anfangs gedacht? Sind einige Krisenfälle der Protagonisten vielleicht nur „emotionale Krischen“?

Der Titel spricht etwas Identitätsnachdenkliches an – wie bei einem Rückblick: „Das war gar nicht wirklich ich. Erst durch die Begegnung mit anderen Menschen hat sich was verändert, nämlich ich.“ Der Roman handelt vom Auf und Ab des Lebens. Anhand einiger Alltagsbetrachtungen entflammen in den Protagonisten immer wieder kleine Erinnerungsmomente, die man gespannt verfolgt. Diese Splitter aus der Vergangenheit ermutigen zum Mitlachen und machen die Lektüre zu einem amüsanten Erlebnis. Allerdings verwandeln sich Glücksgefühle und Hoffnungsschimmer schnell, verlieren sich meist in Einsamkeit und Enttäuschung. „Niemand würde mich vermissen, außer auf der Arbeit“, klagt eine der Romanfiguren.

„Beim Schreiben ist es so, dass es einen Auslöser, einen Funken geben muss. Wie es eben so oft ist: Eine Idee löst etwas aus“, meint Kristof Magnusson. „Bei mir war das ein Satz, den ich auf der Leipziger Buchmesse von einem Verlagslektor gehört habe: ‚Zwischen dreißig und vierzig muss man für die Karriere brennen.‘ Allerdings war dieser Lektor mit einer Art Löschdecke vergleichbar, dieses brennende Gefühl hat er als Person überhaupt nicht wiedergegeben. Überraschend ist, dass solche Motivationssprüche von Leuten gesagt werden, denen man das einfach nicht abkauft. Das empfand ich als sehr interessanten Bruch und mit diesem Hintergrund entstand meine Leitfigur Jasper.“

Am Ende des Romans steht keine Lösung, sondern „eine Art Sackgassengefühl“ - Dazu Magnusson: „Ich habe mich entschlossen, die Figuren einzupacken und es gut enden zu lassen. Ich wollte auch nicht zu stark werten, nur beschreiben. Der Leser soll sich selbst eine Meinung bilden.“

Bild: Literaturhaus Salzburg / Thomas Dashuber

 

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