Literatur zeigt Zähne

EROSTEPOST LITERATURPREIS

09/10/18 Die Salzburger Literaturzeitschrift „erostepost“ hat auch heuer wieder ihren traditionellen Literaturwettbewerb ausgeschrieben und am Freitag (5.10.) die Preisträgerinnen präsentiert. Thema 2018: „Liebe jetzt! Liebe now! Liebe wow!“ Der letzte Ausruf gilt auch für die Siegertexte der prämiierten Autorinnen.

Von Laura Trauner

Mit dem Thema „Liebe jetzt, Liebe now, Liebe wow“ ging der „erostepost“-Literaturpreis in die 23. Runde. Einreichungen gab es heuer nicht nur in der Kategorie Kurzprosa, sondern auch in der Kategorie Lyrik, die Katherina Braschel mit „Glassplitteraugenblick“ (Bestes kitschiges Gedicht), Odilie Kennel mit „Kannst du auch was mit Pornografie?“ (Bestes erotisches Gedicht) und Charlotte von Bausznern mit „Zweicentimeterhohe Stufen“ (Bestes perfektes Gedicht) zu gleichen Teilen für sich entscheiden konnten.

Den mit tausend Euro dotierten Hauptpreis vergab die Jury (das „erostepost“-Redaktionsteam, bestehend aus Wölflingseder, Baier-Kreiner, Niederberger und Fuchs) einstimmig an Carola Gruber für ihren Prosatext „Wie unter guten Freunden“. Den zweiten, mit fünfhundert Euro dotierten, Preis erhielt Magdalena Stammler für ihrem Text „Heidis Zähne“.

Peter Baier-Kreiner, der die Veranstaltung begleitet,entschuldigte sich vorab für ein unliebsames Ereignis: Das „erostepost“-Themenheft, das dem Literaturwettbewerb gewidmet ist, habe seinen Weg leider noch nicht aus dem Druck geschafft. Für die im Eintrittspreis inkludierte Ausgabe konnte man aber im Anschluss an die Veranstaltung eine postale Nachsendung anfordern und obendrein gab es zur Entschädigung auf dem Büchertisch vor dem Lesungssaal auch noch Gratis-Ausgaben der älteren Magazine.

Der geplante Erstauftritt der beiden Preisträgerinnen und deren Lesungen, verlief dafür umso nahtloser. Die Lobreden auf die Preisträgerinnen hielten Margarita Fuchs für Carola Gruber und Lisa-Viktoria Niederberger für Magdalena Stammler.

Carola Gruber, geboren 1983, studierte Kreatives Schreiben, Kulturjournalismus und Literaturwissenschaft in Berlin, Hildesheim und Montreal und promovierte in Neuerer Deutscher Literatur in München. Heute lebt sie als Autorin, Journalistin und Dozentin für Kreatives Schreiben in München und erhielt bereits mehrere literarische Stipendien und Preise, etwa den Würth-Literaturpreis 2018. In ihrem Siegertext „Wie unter guten Freunden“ beschreibt sie mit viel Feingefühl in einer mitreißenden Aneinanderreihung einzelnen Moment- und Detailaufnahmen die niedergeschriebenen Erinnerungen und Eindrücke der Ich-Erzählerin, an ihre erste Liebe zu einem nordfriesischen Kommilitonen während der Anfangszeit ihres Germanistikstudiums. Dass die Liebe unerfüllt bleibt und sie von ihrem Schwarm nur „wie unter guten Freunden“ behandelt wird, wie man am Ende des Textes erfährt, bleibt dabei nebensächlich.

Während die Erzählerinstanz im Gewinnertext vor allem introspektive Wahrnehmungen schildert, richtet Magdalena Stammlers Ich-Erzählerin in „Heidis Zähne“ ihren Blick deutlich mehr nach außen. Vom Behandlungsstuhl aus vor allem auf den Busen ihrer Zahnärztin Heidi, mit der sie im Laufe des Textes im Geheimen eine Liebesbeziehung eingeht, worüber sie in aufgeregten und ernstgemeinten, aber durchaus gewitzten, Kommentaren das Geschehen kommentiert. Und auch während der Lesung blitzen bei vielen Zuschauern amüsiert die Zähne hervor.

Magdalena Stammler, geboren 1987 in Wien, studierte Linguistik an den Universitäten Wien und Potsdam und lebt heute mit ihrer Familie in Wien. Bekannt ist sie durch die Veröffentlichung von Blogs in einem regionalen Kunst- und Kulturmagazin.

www.literaturhaus-salzburg.at
Bilder: erostepost