Die Songschreiberin, Dialektautorin, Sprecherin und Sozialarbeiterin Anna-Lena Obermoser trägt in ihrer Mundart, dem Pinzgauer Dialekt vor. Dass ein Teil der Besucherinnen und Besucher vielleicht nicht alles versteht, ist kein Hindernis. Die Autorin ist der Meinung, „dass wir uns – auch wenn wir alles verstehen – nie ganz verstehen können“.
Die Dialektautorin verleiht ihren Worten Gefühle, die bis in Herz dringen. Ihre Performance ist einzigartig und mutig. Sie wechselt zwischen Erzählung und Gesang, hebt ihre Stimme, senkt ihre Stimme, ist mal lauter, mal leiser. Authentizität und Natürlichkeit sind bewegend. Mitreißend ist, was sie sagt, aber vor allem, wie sie es sagt. Sie spricht in ihren Texten von einer Kindheit, in der man sich anpassen muss, in der man erzogen wird und sich fügen muss. Sie spricht aber auch von der Rolle der Frau, als ein Mensch, der sich ständig kleiner macht, als er ist und sich nichts zutraut. Vor allem aber ermutigt sie. Sie ermutigt, das Schöne in der Welt zu sehen und sich selbst mehr zuzutrauen.
Eine gute halbe Stunde trägt sie ihre Texte im freien Stil vor. Der Dialekt ist offenbar die Sprache ihrer Natur, die Sprache ihres Denkens und die Sprache ihrer Erfahrung. Anna-Lena Obermoser beeindruckt mit ihrem direkten Ausdruck und intuitiven Rhythmus.
SEI NID SO HOAT ZU DIA
TRINK AN SCHLUCK WOSSA
SCHAU WOS DU SCHO OISSE GSCHOFFT HOST
EGAL WOS KIMB
DES SCHOFFST ETS A
SEI NID SO KOIT ZU DIA
SCHNAUF TIAF DUACH
SCHAU WOST SCHO OISSI GSCHOFFT HOST
EGAL WOS KIMB
SEI DA GWISS, DASSD NID OISSE SCHOFFN MUAST
Auf die gebürtige Mittersillerin Anna-Lena Obermoser folgte die gebürtige Wiener Rapperin, Autorin und Slam-Poetin Yasmin Hafedh, eine der renommiertesten Stimmen der Österreichischen Spoken.Word-Szene und Mitglied der Band Yasmo und die Klangkantine. Ihr erster Text handelt von einer Frage, die ihr oft gestellt wede und auf die es so schwer sei, „eine kurze Antwort zu geben“. Die Frage werde vielen in Österreich lebenden Menschen gestellt und vielen fehle die Antwort. Wenn Yasmin Hafedh nämlich sagt: „Ich bin Wienerin. Ich bin hier geboren und aufgewachsen“, wartet sie schon auf die nächste Frage: „Nein, ich meinte, woher kommst du wirklich?“ Der Text von Yasmin Hafedh spricht für sich. Die Slam-Poetin beschreibt ihre persönliche Reaktion, auf die Frage, die so stark an eine Erwartung geknüpft ist, sodass es für die Fragenden schwer sei, „eine unerwartete Antwort zu akzeptieren“. Yasmo ist witzig, humorvoll, sympathisch und kritisch. Sie setzt sich mit gängigen Vorurteilen auseinander und hinterfragt Machtstrukturen provokant. Sie beschreibt, was sie stört und bringt gleichzeitig einen Witz auf die Bühne, der sehr erfrischend ist: „Schiebst du immer alles auf's Patriarchat, oder übernimmst du auch mal Verantwortung?“