Handke als Schaufensterdichter
LITERATURFEST SALZBURG / VORSCHAU
23/12/10 „Wer hätte gedacht, dass das Publikum der Musik- und Theaterstadt Salzburg so literaturversessen ist?“ So der Salzburger Verleger und Mit-Organisator des „Literaturfests Salzburg“, Jochen Jung. Der Buchstaben-Event findet auch im nächsten Jahr statt, von 25. bis 29. Mai.
Von einem „Fixpunkt im Kulturkalender“ sprechen die Veranstalter – neben Jochen Jung Christa Gürtler und Klaus Seufer-Wasserthal. Das Literaturfest findet zum vierten Mal statt.
„Wie sich zeigt, kommen von Jahr zu Jahr mehr Leserinnen und Leser, um ihre Neugier und ihre Begeisterungsfähigkeit, ihre Konzentration und ihre Geduld einzubringen. Autoren und Zuhörer verbinden so Literatur und Leben zu einer Erfahrung, die in dieser Stadt viele nicht mehr missen möchten“, freut sich Jochen Jung.
Zu Gast beim nächsten Literaturfest sind unter anderem die Schriftstellerin, Arabistin und Musikerin Claudia Ott (im Bild oben), die ihre vielbeachtete Neuübertragung von „Tausendundeine Nacht“ vorstellt. Max Goldt, Meister von „vertrackt bösartigen Preziosen“ (taz) und Chronist moderner Alltäglichkeiten, unterhält mit neuen und bekannten Texten. Die literarische 
Mittagsschiene ist Salzburger Autorinnen und Autoren gewidmet: Erwartet wird u.a. Anna-Elisabeth Mayer, die aus ihrem hochkomischen wie hintergründigen Debütroman „Fliegengewicht“ liest.
Das Literaturfest ist aber auch wieder in ganz Salzburg „lesbar“: Die Kurztexte auf Schaufenstern von Geschäften in der Stadt stammen nach Bodo Hell (2008), Ilse Aichinger (2009) und H.C. Artmann (2010) im kommenden Jahr von Peter Handke. Jung: „Den Nobelpreis hat Peter Handke nicht bekommen, aber selbst Elfriede Jelinek war der Meinung, dass er ihn verdient habe. Wie auch immer: Er ist sicherlich der berühmteste und zugleich bedeutendste Autor Österreichs, der im Übrigen zehn Jahre lang Salzburger gewesen ist. Dass seine besondere Stärke in kleinen Beobachtungen und aphoristischen Lebenskommentaren liegt, haben seine Tagebücher immer wieder bewiesen. Wer würde sich daher mehr dazu eignen, mit prägnanten Sätzen auf Schaufenstern den Stadtgängern den Durchblick zu schärfen?“ (Literaturfest Salzburg)