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Lobgeschrei ohne Worte

MOZARTWOCHE / ALEXANDERFEST

25/01/25 Das Ganze ist eine Art Society-Bericht über das Festmahl zu Ehren eines siegreichen Feldherrn. Antik-barocke Seitenblicke mit Lobgehudel und Vergöttlichung. Dass ein solcherart Geehrter mitten im Festrausch innehält und mit Respekt und Trauer seines gefallenen Feindes gedenkt, ist schon besonders. Es war eben auch Alexander, nicht zu Unrecht „der Große“ genannt.

Von Heidemarie Klabacher

Mozart hat auf Anregung des Diplomaten, Hofbibliothekars und Musikkenners Gottfried van Swieten vier Händel-Oratorien weniger „bearbeitet“ als in der Instrumentierung vor allem um Holzbläser ergänzt. Zugrunde lag dem Auftrag freilich nicht der englische Orignaltext. Für den deutschen Text der Mozart-Fassung von Händels Alexanderfest zeichnete der wackere Karl Wilhelm Ramler verantwortlich. Er hat sich sehr bemüht, die Übersetzung der Musik quasi anzubiegen. Das Ergebnis ist etwas schrullig ausgefallen. Ausgerechnet für einen solchen übersetzerischen Gewaltakt an der deutschen Sprache drei englische Nativ-Speaker zu engagieren ist schon – auffällig.

Selbst für Deutsch-Muttersprachler wäre der Text eine Heraussforderung. So kam es in der Nummer 9 für Chor und Sopran zum „Lobgeschrei“. Der Titel ist also nicht despektiertlich gemeint. Für Wendungen wie Heil, Liebe, dir, Tonkkunst Ehr' und Dank oder Thais führtt ihn an und leuchtet zum Verderb brauchte es sogar auf Deutsch weniger Muttersprachler als Sprachkünstler um das sinngebend hinzukriegen.

Was ist der südafrikanische Tenor Siyabonga Maqungo nicht für ein wunderbarer, stilsicherer Sänger! Das ist eine Jahrhundertstimme, die man sich, Deutsch hin oder her, jederzeit als Evangelisten in einer Bach-Passion wünschte. Ein Alexanderfest mit Siyabonga Maqungo im englischen Original wäre ein Sängerfest. Vergleichbares gilt für den australischen Bassisten Morgan Pearse, der allerdings - abgesehen von Text-Unverständlichkeit - weniger auf Gestaltung als auf Power gesetzt hat. Die gebürtige Engländerin Louise Alder würde sich wohl auch in der Orignalfassung stärker daheim fühlen. Bei der Aufführung zur Mozartwoche gab es vor allem Schönklang. Was auch nicht wenig ist. Ihre Sopran-Arie Töne, sanft du lydisch Brautlied mit Solocello und Holzbläsern war auch ohne Text ein Highlight der Matinee am Samstag (25.1.) im Großen Saal des Mozarteums.

Ivor Bolton dirigierte die Camerata Salzburg. Am Cembalo delikat und die Sänger animierend wirkte Giovanni Michelini. Der erste Teil des Oratoriums kam eher geradlinig „klassisch“ daher. Um nicht zu sagen, erstaunlich unaufregend in der Diktion. Der zweite Teil war dann erwartungsgemäß klangrednerisch mitreißend und voller Drive. Was sich auch auf den Bachchor Salzburg, einstudiert von Michael Schneider, auswirkte. Die Wiedergabe hat im ersten Teil besonders im Sopran an stimmlich glänzendere, im Bass an weniger wummernde Begegungen denken lassen. Im zweiten Teil dann mehr Präsenz und Klarheit im Chor. Wie aufregend die Umsetzung der klangmalerisch reichen Partitur durch die Camerata Salzburg in der Nummer 16 für Tenor und Chor, deren Text leider auch wieder das Problem mit der deutschen Übersetzung deutlich werden ließ. Als es da heißt So stimmte vor, als Bälge noch nicht atmeten, der Orgel Mund noch schwieg, der Grieche seiner Flöte Ton, der Saiten Chor zu Stolz und Wut und Schmerz, und sanfter Zärtlichkeit. Alles klar? Aber es war wirklich delikat musiziert. – Ein etwas schräger, aber anregender Vormittag mit Händel-Mozart-Dryden-Ramler. Und Alexander dem Großen.

Hörfunkübertragung am 11. Februar, 19.30 Uhr, Ö1
Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher
 

 

 

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