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Möglichkeit einer Vervollständigung

MOZARTWOCHE / c-MOLL-MESSE / JORDI SAVALL

27/01/25 An die dreißig unterschiedlich umfangreiche Fragmente hat Mozart uns hinterlassen. Eins der umfangreichsten ist die große c-Moll-Messe KV 427. Eine Neufassung von Luca Guglielmi und Jordi Savall gelangte Sonntagabend (26.1.) im Großen Saal des Mozarteums zur Uraufführung.

Von Horst Reischenböck

An diesem gewichtigen Torso haben sich etliche sowohl Musikwissenschafter wie Komponisten abgearbeitet. Franz Beyer versuchte einst fehlende Instrumentalstimmen aufzufüllen, die Stiftung Mozarteum beauftragte Helmut Eder mit einer Wiederherstellung. Ihm folgten die Edition von C.R.Fr. Maunder und 2018 eine weitere Rekonstruktion durch Clemens Kemme. Davor hatte Robert Levin vor Jahren im Sommer in der Stiftskirche St. Peter, dem mutmaßlichen Ort ihrer Uraufführung, seinen Versuch einer Vervollkommnung präsentiert.

In all derer Fußstapfen stieg nun das Duo Guglielmo/Savall mit einer neuen Fassung von insgesamt nicht ganz siebzig Minuten Musik. Das hätte schon zu Wolfgangs Tagen die zulässige Dauer einer liturgischen Feier sogar im Dom heillos überzogen.

Luca Guglielmi griff Bezüge zu Mozart auf. Einmal, indem er den Text des auf die berühmte Sopranarie Et incarnatus est folgenden Crucifixus und Et resurrexit der Nr. 9, Tra le oscure ombre funeste, aus Davide penitente überstülpte. Dieses Stück ist ja Mozarts spätere Adaptierung der Messe zum Oratorium. Sich Material von dort zu bedienen, ist logisch begründbar und passend. Ähnlich verfuhr Guglielmi mit dem das Credo abschließenden Et in Spiritum Sanctum, für das er die 136 Takte einer entsprechenden Skizze Wolfgangs fürseine letzte vollendete Messe in C-Dur KV 337 bemühte.

Dem beschließenden Agnus Dei wiederum unterlegte er, ähnlich der final umklammernden Wiederkehr des Anfangs in Mozarts Requiem, das Christe eleison vom Beginn. Zur einzigen Nach-Komposition des finalen Dona nobis pacem wiederum bediente er sich weiterer nicht näher deklarierter Mozart-Skizzen. Das ist also summa summarum aus einem Guss, so wie’s vielleicht Wolfgang selbst gemacht hätte. Wir können ihn nicht mehr fragen.

Jordi Savall platzierte das Dutzend Männerstimmen seiner von Lluis Vilamajó perfekt einstudierten La Capella Nacional de Catalunya hinter das im Originalklang musizierende Orchester Le Concert des nations, aus dem heraus das Trio von Flöte, Oboe und Fagott glänzte. Die jeweils sieben Damen waren zu beiden Seiten dahinter postiert, während sich die Vokalsolisten nach Anforderung jeweils zu beiden Seiten des Dirigenten aufstellten.

Die Soprane von Giulia Bolcato, Gewinnerin des Cesti Wettbewerbs in Innsbruck und schon vor zwei Jahren bei der Mozartwoche zu Gast, und von Elionor Martínez Lara waren einander ebenbürtig in den geforderten geschmeidigen Koloraturen. Sie gestalteten, wie dann auch Lara Morger (Mezzosopran), ihre Parts ohne theatralische Attitüden. David Fischer war mit seinem strahlkräftigen Tenor in Salzburg bereits als Tamino in der Zauberflöte zu erleben und debütierte nun in der Mozartwoche. Dazu kam schließlich noch der fundamentale Bass Matthias Winckhler, ehemals Mozarteum-Student und Preisträger des Salzburger Mozart-Wettbewerbs 2014. Ein ausgewogenes Quintett.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher

 

 

 

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