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Trés charmant

HÖRVERGNÜGEN / JOURNEY TO MOZART 

13/11/20 Der Salzburger CD-Händler Andreas Vogl präsentiert der Essay-Reihe Hörvergnügen den DrehPunktKultur Leserinnen und Lesern Lieblings-CDs aus allen Genres von der großen Oper zum intimen Lied. Heute empfiehlt er: Mozart á la français

Von Andreas Vogl

Mozart und Frankreich. Das sind nicht nur seine zwei Reisen dorthin in den 1760er und 1770er Jahren (in Paris starb damals seine Mutter) und viele Werke rund um die Nummer 300 im Köchelverzeichnis, wie etwa die Lieder basierend auf französischen Texten. Die Beschäftigung und Rezeption mit unserem Genius Loci findet sich in Frankreich bis zur Jetztzeit: Chopin und Alkan setzten einst Don Giovanni in virtuose Klaviernoten. Francis Poulencs Klavierkonzerte nehmen mozart’schen Anklang in Harmonie und Einfachheit der Melodie. Der zeitgenössische Komponist Pierre-Henri Dutron etwa hat erst2016 das Requiem vervollständigt.

Auf einen besonderen Zusammenhang bin ich aber im Zuge einiger Recherchen zum 100-Jahr Jubiläum der Festspiele und den damit verbundenen Mozartfesten des späten 19. Jahrhunderts gekommen. Diese gelten ja, initiiert von großen Künstlern der damaligen Zeit, wie etwa Lili Lehmann, als Vorläufer der jetzigen Salzburger Festspiele. Große Dirigenten Hans Richter, Felix Mottl – und auch Gustav Mahler - führten Mozart in Salzburg auf. Zurück nach Frankreich, fällt neben Camille Saint-Säens, der als Pianist nach Salzburg kam, auch ein anderer Franzose auf: Reynaldo Hahn. Obwohl, Franzose war er ja gar keiner. Wurde er doch 1874 in Caracas, Venezuela, geboren. Seine Wirkungsstätte war aber das Paris um 1900. Mit vielen Liedern, einigen sinfonischen Werken und Balletten und vor allem seinen stilistisch Offenbach nachfolgenden Operetten hatte er dort großen Erfolg.

In Salzburg, man höre und staune, dirigierte Reynaldo Hahn 1906 den Don Giovanni (mit Lehmann als Donna Anna und als Regisseurin). Er galt, wie Mahler, als begabter Dirigent und so holte ihn Bernhard Paumgartner an die Salzach.

Zwei Werke fallen in Bezug auf Mozart aber auch in seinem Oeuvre auf: die Variationen über ein Thema Mozarts für Flöte und Klavier und seine Kurzoperette Mozart von 1925. Diese liegt leider zur Zeit in keiner CD-Aufnahme bereit. Auf YouTube kann man aber, immerhin mit Yvonne Printemps, der großen Filmdiva, eine alte Studioproduktion anhören. Melodramen mischen sich mit Arien im Stil Mozarts. Auf dieses Werk kam ich bereits Anfang 2000 als die Mezzosopranistin Susan Graham ein Album mit gemischten Stücken der französischen Operette der Belle Epoque aufgenommen hat. Darauf findet sich das wunderschöne Arioso Être adoré aus Mozart, welches mich damals schon in puncto Mozart-Nachahmung fasziniert hat. Auch diese CD ist leider vergriffen. Aber natürlich kann ich Ihnen noch einen aktuellen Bezug zu „Mozart in französischem Arrangements“ liefern: Der Geiger Daniel Hope hat vor längerer Zeit ein abwechslungsreiches Album gestaltet mit dem Titel Journey to Mozart, worauf er Violinstücke aus der Mozart-Zeit bunt, aber reizvoll mischt. Neben dem G-Dur Konzert von Joseph Haydn und einem Satz aus einem Konzert von Josef Myslivicek finden sich auch Bearbeitungen von Glucks Reigen seliger Geister und des Alla Turca aus KV 331 für Sologeige und Kammerorchester des Vivaldi-Forschers Olivier Fourés. Auch Mozart hat es dem Franzosen scheinbar angetan und klingt so trés charmant!

Journey to Mozart: Daniel Hope, Zürcher Kammerorchester DG 2018
Bild: privat

 

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