„Divisions on a Ground“ ist ja eine gerade in England quasi kanonisierte Form der Variationenkette über populäre Liedmelodien. Temmingh und seine „Gentleman's Band“ sind überzeugte Klangspieler und -veränderer, und sie sind nicht zuletzt eine Virtuosenschar von Gnaden.
Da lassen sie in einem Werk von Solomon Eccles zuerst die Melodie in Harfen- und Cembalo-Girlanden gleichsam wie ein frisches Lüftchen herein wehen, Temmingh greift sie mit der Bassblockflöte auf und gibt ihr einen tieftraurigen Touch, doch dann entwickelt sich ein lebefrisches, abwechslungsreiches und vor allem fingerläufiges Hin und Her, das sechseinhalb Minuten wie im Flug vergehen lässt. Gleich neun Minuten dauern die halsbrecherischen Varianten, die sich Francesco Germiniani über ein „Irish tune“ ausgedacht hat, das Dorothee Mields natürlich voranstellt (und auch noch nachschickt der Variationenkette). Die Ensemblebesetzung mit Lauten, Barockgitarren, Harfe, Cembalo, Gambe/Cello sichert Ohrenkitzel sonder Zahl. Das Variieren ist übrigens nicht immer nur Sache der Instrumentalisten, Dorothee Mield führt in „The King's Health“ von Thomas d'Urfay vor, dass es auch vokal geht.
John Dowlands „Flow my tears“ steht natürlich zuerst in der Originalversion für Gesang und Laute, bevor die „Lachrimae Pavan“ von einem gewissen Johann Schop die Melodie durch den Wolf gedreht wird. Die Melodie von „Engels Nachtegaelte“ aus dem „Flötenlusthof“ des Jacob van Eyck ließ sich wohl nicht aufspüren, dafür erfahren wir, dass dessen „Doen Daphne d'over schoone Maeght“ auch ein Traditional von der britischen Halbinsel zugrunde liegt: „When Daphne did from fair Phoebus fly“.
„Greensleeves“ dürfen auf einer solchen Zusammenstellung natürlich nicht fehlen. Das Ende gehört der intensiven Leisheit, dem „Remember me“ von Purcells Lamento der Dido.