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Ein Chorfest für den heiligen Antonius

PFARRKIRCHE ITZLING / CHORKONZERT

09/07/18 Ein Sommerabend in der voll besetzten Itzlinger Pfarrkirche bot am Sonntag (8.7.) Chormusik der Spitzenklasse. Zwei knappe Stunden, pausenlos, aber nie langweilig. Der Salzburger Mozartchor und die „Groupe Vocal Arpège de Bordeaux“ sorgten für ein ebenso abwechslungsreiches wie Horizonte erweiterndes Programm vorwiegend geistlichen Charakters.

Von Gottfried Franz Kasparek

Die Gäste aus Frankreich bestritten allein den ersten Teil und begeisterten mit ihrer erfrischenden Sangesfreude und vokalen Perfektion. Der junge Chorleiter Jacques Charpentier ist ein Meister seines Fachs und modelliert mit feiner Sensibilität Kostbarkeiten aus dem französischen Repertoire. Wer kennt hierzulande die melodiösen und immer ein wenig sinnlich-schönen Chorsätze eines Camille Saint-Saëns, eines Claude Debussy? Des letzteren „Yver, vous n’étes qu’un villain“, eine witzige Beschwörung des Frühlings im launischen April aus der Feder des Charles d’Orleans (um 1460), ist eine Ballade voll überschäumendem Temperament. Leider gab es im Programmfolder keinerlei Übersetzungen.

Wie wohllautend und spirituell französische Musik des 20. und 21. Jahrhundert für Chor klingt, bewiesen drei lateinische Gesänge von Maurice Duruflé und Stücke von zwei hierzulande kaum bekannten Zeitgenossen. Zu Philippe Hersants mitunter geflüsterte Meditationen über die Kreisgänge von Gefangenen gab es immerhin eine Kurzinformation. Zum Höhepunkt wurde das „Alléluia“ von Pierre Calmelet. Da verteilte sich der famose Kammerchor in der ganzen Kirche und sorgte für mystische Klangmomente. Calmelet, geboren 1960, ist ein großer Mann im Chorleben seiner Heimat und leitet unter anderem eine Gruppe, die den wundersamen Namen „Eine Herzfreude“ trägt.

Mit Freuden für Herz und Seele ging es auch weiter, als der von Stefan Mohr wieder bestens eingestellte Salzburger Mozartchor zunächst von der Orgelempore aus und mit Unterstützung der auch exquisite Solobeiträge bietenden Organistin Elke Michel-Blagrave Ausflüge ins britische Repertoire unternahm, zu Herbert Howells und Charles Villiers Stanford. Immer wieder fragt man sich, warum die englische Spätromantik so ein Stiefkind im kontinentalen Repertoire ist. Die Chöre dieser Komponisten leuchten wie gotische Kirchenfenster. Danach wanderte der Mozartchor in den Altarraum und bot typische, gemäßigt moderne und tonal bestimmte Chorliteratur wie das Magnificat des Letten Ēriks Ešenvalds.

Im großen Finale vereinigten sich die beiden Chöre. Stefan Mohr leitete mit Verve und Stilgefühl Edvard Griegs balsamisches „Ave maris stella“ und Benjamin Brittens „A Hymn to the Virgin“, das unglaubliche Meisterstück eines 16jährigen, eine in sich ruhende Hymne für englisch singenden Chor und lateinisch sekundierendes Vokalquartett. Danach tauschten Stefan Mohr und Jacques Charpentier Dirigentenpult und Chortribüne. Zum letzten Höhepunkt wurde Ēriks Ešenvalds „This is my Father’s World“ mit dem berührenden Sopransolo von Johanna Weber. Nach Jubel für alle Mitwirkenden schritt man geistig gestärkt in die laue Sommernacht und bedauerte nur eines - das Hinscheiden des Itzlinger Kirchenwirtshauses.

 

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