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Frankensteins Monster

MOZARTEUMORCHESTER / JOSHUA WEILERSTEIN

15/03/19 HK Grubers Frankenstein!! hört man in seiner gruftigen Schrulligkeit immer wieder gern. Vor allem, wenn der Komponist persönlich rezitiert. Das Mozarteumorchester ist auch dafür „wie geschaffen“. Gastdirigent Joshua Weilerstein gruppierte Wiener Klassik und Zweite Wiener Schule um Frankenstein!!

Von Horst Reischenböck

Schöpfung von Papa Haydn, das Chaos daraus wenigstens, und Schöpfung von Doktor Frankenstein. Das hat Dramaturgie. Joseph Haydn hätte sich wohl gewundert, dass seine Vorstellung vom Chaos am Anfang der Schöpfung als „Ouvertüre“ losgelöst vom Oratorium verwendet wird: Der Dirigent Joshua Weilerstein begann – wie einst die Welt – auch das Abo-Konzert des Mozarteumorchesters mit „Chaos“ – und vermitteltet auch mimisch schmerzerfüllt die geradezu modernen Haydn'schen Dissonanzen

In die aufgehende Sonne hinein ließ der Dirigent HK Grubers Prolog zu Frankenstein!! ertönen – rezitiert vom Komponisten und Sprachkünstler Gruber persönlich: Hinterfotzig schräge Reime von H. C. Artmann, von Gruber zuerst als Suite für Horn, Klavier, Kontrabass, Schlagzeug und Cello ertont und für großes Orchester erweitert. Diese Fassung kam am Donnerstag (15.3.) im Großen Saal des Mozarteums zur Salzburger Erstaufführung: vielschichtig von „minimalistischen“ Anklängen geprägt, frech garniert mit Kinderinstrumenten, dann wie ein Nachfahre von Kurt Weill klingend und – von Joshua Weilerstein angefeuert – mit pulsierenden Jazz-Rhythmen ungeniert dahin wirbelnd. Guber weiß was er zu tun hat: Er spricht, spuckt, röchelt und singt mit unverwechselbarer Stimme, faszinierend im Ausdruck. Amüsant, begeisternd, authentischer nicht zu denken! Solcherart gibt HK Gruber in diesem seinem „Pandämonium“ dem Affen Zucker - volle Kanne.

„Die fröhlichen, uns an glückliche Kindertage gemahnenden Reime H. C. Artmanns schmeicheln sich durch des Tonsetzers Weisen bis in die verborgensten Winkel unserer Seele ein und seien zur täglichen Labung als Quell für Trost- und Ratsuchende empfohlen!“ So verkannte damals die Jeunesse musicale den doppelbödigen Spagat sowohl der Texte wie auch der musikalischen Umsetzung. Den fieser geht’s eigentlich kaum...

Für ein Wechselbad der Gefühle erklangen nach der Pause die Fünf Orchesterstücken op. 10 von Anton Webern. Von Orchestermitgliedern solistisch subtil und perfekt ausgeführte Miniaturen, die jedem einzelnen, nicht wiederholten Ton eine spezifische Klangfarbe zuteilen. Sie wurden, um den Eindruck zu vertiefen dankenswerterweise je zweimal gespielt, da, kaum gehört, schon vorbei.

Nur das mittlere Stück, Weberns Erinnerung an seine verstorbene Mutter, haftet ob seiner alpinen Herdenglocken sofort im Gedächtnis. Alle Stücke zusammen dauern ja kaum fünf Minuten und kehren sich damit, so Heinz-Klaus Metzger, „gegen die zeitliche Ausbreitung, die der Vorstellung vom musikalischen Werk seit dem 18. Jahrhundert, gewiss seit Ludwig van Beethoven zugrunde liegt“.

Was aber auch nicht so schlecht ist: Als Probe aufs Exempel wurde zum Abschluss mit dessen Symphonie Nr. 4. B-Dur op. 60 nachgeliefert. Gelegentlich scheint die Vierte, natürlich völlig zu Unrecht, im Schatten zwischen Eroica und Schicksalssinfonie zu stehen. Sie vermag dazwischen triumphal gleichwertig zu bestehen. Zumal wenn wie zu dieser Gelegenheit die Allegri so feurig beflügelt werden und das Adagio so wundersam ausgesungen. Das Mozarteumorchester gab sich in all seinen Gruppierungen blendend aufgelegt und hoch animiert von Joshua Weilersteins Stabführung. Er sollte wieder engagiert werden.

Bild: MOS / Felix Broede;

 

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