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... doch seinen Wein und seine Weiber

STIFTUNG MOZARTEUM / KAMMERKONZERT

22/03/19 Gäste aus Frankreich: Jean-Guihen Queyras, Cello, und Alexandre Tharaud, Klavier luden zu seinem Fest sensibler Dramatik und leuchtender Klangfarben. Der Große Saal war am Donnerstag (21.3.) bei gesperrtem Balkon recht gut gefüllt. Mehr Publikum darf man heutzutage bei Kammermusik nicht erwarten. Wer nicht da war, hat einen strahlenden Abend versäumt.

Von Gottfried Franz Kasparek

Johann Sebastian Bachs Sonate für Cembalo und Viola da Gamba D-Dur war eine genau solche: Das Klavier stand an erster Stelle, obwohl das edle Instrument des Cellisten gut hörbar war. Und natürlich kann ein Steinway nur sehr bedingt historischer Informiertheit dienen. Und wenn Bach vom Musikhimmel stiege, wäre er wohl begeistert von einem modernen Klavier. Also, ein schöner, mit Temperament vorgetragener Beginn.

Man kann Dmitri Schostakowitschs Cellosonate von 1934, in der mitunter schon das kommende Unheil des Stalinterrors dräut, sicher kantiger, schroffer und kontrastreicher spielen als Jean-Guihen Queyras und Alexandre Tharaud dies tun. Aber die feine Sensibilität, mit der die beiden Musiker die trauervollen Linien des herrlichen Largos nachzeichneten, konnte berühren. Und die herbe Ironie der schnellen Sätze, zwei Jahre vor der ersten Maßregelung des Komponisten durch den Diktator entstanden, mögen wohl doch eher eine veritable Ehekrise im Hause Schostakowitsch spiegeln und noch gar nicht so sehr politische Tristesse. Jedenfalls lag ein dezenter Schatten spätromantischer Gefühlsseligkeit über dem Stück – und stand ihm gar nicht so übel.

Alban Bergs Vier Stücke für Klarinette und Klavier op. 5 hat der Cellist für sein Instrument bearbeitet, im Grunde eine Oktave tiefer gesetzt. Queyras liebt Berg besonders, aber leider hat der Meister des Wozzeck keine Cellostücke geschrieben. Die Klarinettenstücke sind untypisch für den „Zwölftonromantiker“. Kurz und atonal wie Webern und gleichzeitig emotionsgeladen wie Tschaikowsky. Diesen Spagat beherrscht Queyras perfekt – und demonstriert einmal mehr, welch wundersame Melodien Berg eingefallen sind. Der Mann am Flügel war ein mächtiger Partner. Manchmal stimmte da die Balance zwischen den Instrumenten nicht ganz.

Dieselbe passte dann genau in der späten F-Dur-Sonate des Johannes Brahms. „Den Franken mag ich nicht, doch seinen Wein und seine Weiber“, so äußerste sich Brahms, halt auch ein Kind seiner Zeit und ein Mensch von eher derbem Humor, einmal über die Franzosen. Nun, die diesmal musizierenden „Franken“ hätte er sehr gemocht. Denn schöner, empfindungsvoller, rauschhafter und dennoch formal und technisch untadeliger kann man das Stück nicht spielen.

Der Jubel des Publikums wurde mit drei phantastischen Zugaben bedankt. Mit dem grandios flirrenden Ungarischen Tanz Nr. 11 von Brahms, mit einer köstlichen, pseuddospanischen Petitesse des auf solche Hommagen spezialisierten Russen Rodion Schtschedrin – Imitating Albéniz – und schließlich mit einem hoch virtuosen, ungeniert effektvollen Joseph Haydn-Feuerwerk á la Gregor Piatigorsky. Der alte Haydn hätte sich köstlich amüsiert.

Bild: ISM / Marco Borggreve

 

 

 

 

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