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Vom Tuba-Belcanto zum vergoldeten Eierschneider

STIFTUNG / DUO HOFMEIR-MILDNER

11/10/20 Wenn Tuba und Harfe eine Gesangsstimme und ein Klavier vertreten, dann bleibt kein Auge trocken. Nicht nur vor Lachen, denn mitunter schleicht sich eine heimliche Träne ein. Da steckt natürlich Andreas Martin Hofmeir, Meistertubist und Kabarettist dazu, dahinter.

Von Gottfried Franz Kasparek

Im Harfenisten Andreas Mildner hat Hofmeir einen würdigen Partner gefunden. Zu erleben war das schräge Duo am Sonntag um 11 und um 13 Uhr im Keller der „Villa Vicina“, dem neuen Kammermusiksaal der Stiftung Mozarteum.

Die innen zum Teil modernisierte Gründerzeit-Villa neben dem Mozarteum bietet einen akustisch und optisch tauglichen Rahmen für klein besetzte Konzerte. In Corona-Zeiten also für gleich zwei hintereinander. Die beiden Musiker boten einen Teil ihrer neuen CD mit Liedern und Arien in eigenem Arrangement. Andreas Mildner beschränkte sich auf sensibles und atmosphärisches Harfenspiel, welches in Opernausschnitten auch mitreißende Rhythmik entfalten kann und sogar zu „Tosca“ und erst recht zu „Carmen“ passt. „Besser ohne Worte“ lautet das augenzwinkernde Motto. Nun ja, nicht alle Liedertexte sind von Goethe und nicht alle Opernlibretti von Hofmannsthal.

Die Worte, mitunter auch Textrezitationen, liefert zwischen den Nummern der Tubist mit dem ihm eigenen bajuwarischen Humor und Zungenschlag. Wenn Hofmeir nicht so gut Tuba blasen könnte, wäre er wohl ein legitimer Nachfolger Gerhard Polts, ja Karl Valentins geworden. Er serviert die oft mit Seitenhieben auf den politisch korrekten Zeitgeist gespickten Pointen mit treuherziger Selbstironie und trockenem Spott, der aber nie über die Stränge schlägt. Die Harfe muss sich schon einmal gefallen lassen, als „vergoldeter Eierschneider“ bezeichnet zu werden. Und vielleicht, auf Anregung des Rezensenten, im nächsten Konzert als „Lamentiergadern“ – die Idiome Wiens und Bayerns vertragen sich ja gut. Und wenn Cavaradossis Lamento unter den leuchtenden Sternen so verzaubernd aus dem „Gadern“, dem Gatter der Saiten, klingt...

Hofmeir schafft es tatsächlich, Schuberts „Gretchen am Spinnrad“ in „genderpolitischer“ Basslage mit verhaltener, aber tiefer Leidenschaft zu interpretieren, Puccini-Arien mit dunkler Sehnsucht und „Tenorschluchzern“ zu versehen und, im großen Finale, die eigentlich für Flöte und Klavier gedachte „Carmen-Fantasie“ von François Borne mit gebührender Brillanz und Virtuosität zu spielen. Dazwischen gibt es Wagner, der laut Hofmeir „geglaubt hat, ein ebenso guter Dichter wie Komponist zu sein“. Ein Irrtum? Darüber lässt sich trefflich streiten, aber „Tannhäuser“ trägt die Parodie schon in sich, was schon weiland Nestroy wusste. Das „Lied an den Abendstern“ schwelgt auf der Tuba in schwerem Heldenbelcanto, zu welchem die Harfe fein perlende Romantik beisteuert.

Das bestens unterhaltene Publikum erklatschte eine Zugabe, ausnahmsweise eine auch im Original instrumentale. Das „Intermezzo sinfonico“ aus Mascagnis „Cavalleria Rusticana“, steht, so Opernführer Hofmeir, zwischen „einer anständigen italienischen Eifersuchtsszene“ und „einer Massenschlägerei“ und klingt auch mit Tuba und Harfe betörend südlich.

Bild: andreas-martin-hofmeir.com / Nora von Marschall

 

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