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Dreißig Vögel finden sich selbst

KULTUR – VIRTUELL

11/01/21 Vielleicht sollten wir es gleichtun den Vögeln, die der persische Mystiker und Dichter Farid ud-Din Attar in seinem Werk Konferenz der Vögel aufbrechen und den idealen König suchen lässt. Wen fände man heutzutage? Der Text hat Franz Pillinger zum literarisch-musikalischen Projekt Vogelgespräche inspiriert.

Mit Publikum war natürlich nichts zu machen zum vorgesehenen Uraufführungs-Termin knapp vor Weihnachten im Literaturhaus Salzburg. Aber das Konzert wurde aufgezeichnet und online gestellt. Die ganze Sippschaft war wieder einmal am Werk, Franz, Ursula, Cora, Camilla und Cosima. Als Pillinger hat man Musik ja seit menschengedenken (angeblich seit sieben Generationen) in den Genen. Special Guest war Mohammad Eghbal, ein achtzigjähriger Sufi-Musiker, der schon lange in der Nähe von Salzburg lebt. Er blieb der sufistischen Tradition seiner Heimat stark verbunden – entstammt er doch einer Verleger-Dynastie aus Teheran, die zahlreiche Werke persischer Weltliteratur von Rumi oder Hafiz (erst)veröffentlichte.

Die Konferenz der Vögel ist das bekannteste Werk des persischen Mystikers Farid ud-Din Attar (ca. 1136-1221). Beschrieben wird die Reise der Vögel zum göttlichen Wundervogel Simurgh, bei der sie mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert sind. Dem vorsitzenden Wiedehopf tragen alle ihre Besonderheiten vor, aufgrund derer sie die Reise nicht antreten wollen. Diesem gelingt es, die Versammlung zu bewegen – und sie machen sich auf den Weg. Auf der Reise erkennen die Vögel ihre Schwächen, klagen und tragen Ausreden vor, um aufzugeben. Der Wiedehopf erwidert mit Rat, Belehrung, Gleichnissen oder Erzählungen ... Und endlich erreichen dreißig von ihnen das Ziel.

Der Clou funktioniert übrigens nur in der Originalsprache: Die Vögel erkennen im König sich selbst – der persische Name des Königs Simurgh bedeutet, getrennt geschrieben si murgh, „dreißig Vögel“.

Franz Pillinger hat mit der im Lockdown entstandenen Komposition birdsNOplanes das literarische Vorbild konzeptionell erweitert. Sieben Teile stehen für die sieben Täler, die die Vögel queren müssen. Dazwischen liegen Improvisationen, etwa über Texte von Aristophanes, Goethe, Hölderlin und Jean Paul. Streich-, Blas-, Schlag- und Tasteninstrumente, Maultrommel und Gesang, dazu persische Ney, Ud, Setar, Daf und Dombak: Das sind also also auch musikalisch eine bunt gefiederte Diskussionsrunde... (Literaturhaus Salzburg/dpk-krie)

Die Konzertaufnahme vom 20. Dezember 2020 aus dem Literaturhaus Salzburg – erster Teil und zweiter Teil
Bilder: Filmstills

 

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