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Zwanzig Finger und vier Beine für sieben Orgeln

SALZBURGER DOM / ORGANISTEN

16/06/22 Wir haben es bereits vor gut einem Monat gemeldet, nun hat es die Erzdiözese auch offiziell kundgetan: Es wird – in der Nachfolge von Heribert Metzger – ab September zwei Domorganisten in Salzburg geben: Philipp Pelster und Judith Trifellner-Spalt. 

Von Reinhard Kriechbaum

Wir sind froh, dass wir zwei solche Vollblutmusiker mit großer Erfahrung in der Kirchenmusik und der nötigen Sensibilität für die Liturgie gefunden haben. Beide bringen viel Kreativität und damit auch Weiterentwicklungsmöglichkeiten für die Dommusik mit“, sagt Domkustos Johann Reißmeier. Mit der zukünftigen Doppelbesetzung des bisherigen Ein-Mann-Jobs sei zudem eine „größere Flexibilität und Abwechslung“ gegeben: „Für eine einzelne Person ist das kaum noch zu schaffen.“ Das bestätigt auch Hermann Signitzer, Leiter des Gästeservice am Salzburger Dom: „Es herrscht mittlerweile ein 365-tägiger musikalischer Betrieb. Seit Einführung der Mittagskonzerte jeweils um kurz nach 12 Uhr erklingt täglich zumindest eine der sieben Orgeln im Dom.“

In diesen Aussagen steckt wohl die Erklärung, warum man sich eher für kirchenmusikalische Solidität denn für Exzellenz entschieden hat: Immerhin war der jetzige Domorganist Heribert Metzger Gewinner des Bach-Wettbewerbs in Leipzig (ein Mount Everst für Organisten). Und beim Auswahlspiel um den Domorganistenposten hat die Jury eigentlich Robert Kovacs erstgereiht. Der ist immerhin Organist der Wiener Philharmoniker.

Tatsächlich haben Salzburger Domorganisten viel zu tun, und da geht es keineswegs nur um die überschaubare Zahl von Gottesdiensten. Vor allem die Konzertreihe „Musik zu Mittag“, täglich außer Sonntag und Feiertag, will gestaltet sein. „Bei diesem musikalischen Angebot sind meist zwei Organisten engagiert, die verschiedene Orgeln und Orgelkombinationen zum Klingen bringen“, heißt es auf der Website des Salzburger Doms. Mit einem Eintritt von nur sechs Euro ist das zwar ein Schnäppchen unter Salzburgs Konzertangeboten, aber bekanntlich macht auch (touristisches) Kleinvieh Mist. Die Erlöse aus den Mittagskonzerten sind mehr als ein Brosamen zur Finanzierung der Dommusik.

Dass dieser Aspekt die eigentliche Motivation war fürs aktuelle Postensplitting, bestätigt die absagende Antwort, die ein anderer Endrunden-Kandidat bekommen hat: „Mir wurde mitgeteilt, dass mein Vorspiel an den Orgeln sehr gut bewertet wurde – was mich natürlich freut“, erzählt Manfred Novak, Kirchenmusiker und Chefredakteur der Zeitschrift Singende Kirche, dem DrehPunktKultur. „Wegen unterschiedlicher, breiter Anforderungen an die Stelle, insbesondere deren touristischer Aspekte, fiel die Entscheidung für einen anderen Kandidaten“, wurde ihm nach dem Vorspiel gesagt.

Der 38jährige Philipp Pelster ist in Wuppertal geboren. Er steht schon geraume Zeit im Dienst der Erzdiözese, unter anderem als Kirchenmusikreferent für den Tennengau. Seit 2020 ist er Vorsitzender der Orgelkommission in der Erzdiözese, befindet als solcher über Orgelbauprojekte. Als Musikwissenschafter und Orgel-Sachverständiger hat er auch eine verdienstvolle Bestandsaufnahme der Orgeln auf Diözesangebiet im Internet geleitet.

Pelster hat, wie er sagt, ein Faible für „französische Orgelmusik in all ihren Facetten“, und das verbindet ihn mit der 51jährigen Judith Trifellner-Spalt, die kurz in Frankreich studierte. Sie kam 1991 zum Orgel-, Klavier- und Kirchenmusik-Studium ans Mozarteum und war hier Schülerin von Heribert Metzger. Eine Zeit lang war sie Organistin und Korrepetitorin in der Franziskanerkirche. Seit über zwanzig Jahren ist sie in Bayern tätig, als Kirchenmusikerin im Pfarrverband St. Jakobus Bad Endorf. Sie ist künstlerische Leiterin der Bad Endorfer Orgelwochen.

Bilder: Erzdiözese Salzburg  
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