Gar nicht wenig Henze

HINTERGRUND / HENZE UND SALZBURG

15/11/22Wenn, wie es sich gehörte, die Musik den Menschen ein Allgemeingut wäre, gäbe es sicherlich weniger Aggression und viel mehr Gleichheit und Liebe auf der Welt; denn die Musik ist ja ein Verständigungsmittel, ein Versöhnungsstifter.“ Das sagte Hans Werner Henze. Das Mozarteumorchester erinnert in seiner Heimspiel-Reihe an den vor zehn Jahren verstorbenen Komponisten.

Von Heidemarie Klabacher

„Als Hans Werner Henze am 27. Oktober 2012 im Alter von 86 Jahren starb, waren sich alle Nachrufer darin einig, dass die Musikwelt einen der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts verloren hat“, sagt Siegwald Bütow, der Orchesterdirektor des Mozarteumorchesters.

„Das Luxuriöseste an der rundum luxuriösen Produktion ist die Live-Musik aus dem Orchestergraben. Die Grazer Philharmoniker ... bringen die Undinen-Musik von Hans Werner Henze zum Swingen, zum Wogen, zum Träumen – alles kurzweiligst changierend zwischen Prokofjew und Bartók … zwischen Puccini und Count Basie.“ Das schrieb DrehPunktKultur erst im April dieses Jahres über das Ballett Undine in der Grazer Oper. Auch eine Rarität.

In Salzburg kamen zwei große Henze-Opern heraus: 2003 und 2006 die Uraufführungen von L'Upupa und der Triumph der Sohnesliebe (ein Auftragswerk der Salzburger Festspiele) und Gogo no eiko. 2018 gab es eine Neuproduktion der Basseriden. Ganz zu schweigen von Henze-Werken allein im Festspiele-Konzertprogramm – angefangen 1975 mit der Cantata della fiaba estrema für Sopran, kleinen Chor und Kammerorchester mit dem ORF-Symphonieorchester unter Leif Segerstam.

Wenn man da im Archiv „blättert“, stolpert man über manches, das man gern erlebt hätte, etwa 1994 die Uraufführung von Introduktion, Thema und Variationen für Violoncello, Harfe und Streichorchester mit der damaligen Camerata Academica Salzburg unter Sándor Végh. Das Mozarteumorchester stand 2014 einen der Anwärter zum Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award zur Seite, auf dem Programm unter anderem Henzes Sonata per archi aus 1957.

Nun also ehrt das Mozarteumorchtester den Komponisten geboren am 1. Juli 1926, gestorben am 27. Oktober 2012 mit einer Hommage zum 10. Todestag. Am Pult des Mozarteumorchesters in Kammerformation steht die Dirigentin Lin Liao. Violinsolistin ist Ziyu He.

„Ein reines Henze-Programm ist in dieser Stadt nur selten zu erleben und wir sind in der glücklichen Lage, mit Ziyu He und Lin Liao, die bereits beide mit dem Mozarteumorchester zusammengearbeitet haben, dieses Konzert realisieren zu können“, freut sich der Orchesterdirektor.

Auf dem Programm stehen Il Vitalino raddoppiato basierend auf einer Barocken Ciacona, die mit jeder Variation mehr nach Henze klingt, die Konzertmusik für Solo-Violine und kleines Kammerorchester und Drei Mozartsche Orgelsonaten für 14 Spieler. Die zwei letzteren Stücke erklingen als „Nationale Erstaufführungen“ – findet man beim Stöbern auf der Website des Schott-Verlages. Und Orchesterdirektor Siegwald Bütow berichtet noch von einem „Salzburg Bezug“ dieses Programms:  „Die Konzertmusik ist Henzes erstes veröffentlichtes Werk-. Komponiert hat er es mit 17 Jahren, uraufgeführt werden sollte es erst 2020 bei den Osterfestspielen. Die Uraufführung ist aber Corona zum Opfer gefallen.“ Damit spielt also das Mozarteumorchester bei seinem Heimspiel so „nebenbei“ eine weitere Henze-Uraufführung in Salzburg?

Heimspiel Kammermusik – Hommage à Hans Werner Henze. Zum 10. Todestag des Komponisten – am Freitag (18.11.) um 19.30 im Orchesterhaus – www.mozarteumorchester.at
Bilder: Schott Promotion / Christopher Peter; Peter Andersen; Hans Kenner