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Alle Jahre wieder

KULTURVEREINIGUNG / WIENER SYMPHONIKER / HAHN

23/01/25 Mittwoch umrahmten die Symphoniker mit aus Russland stammenden Tönen das Cellokonzert von Marcus Nigsch kurz nach dessen Uraufführung auch hier im Großen Festspielhaus. Anlass, Solist Kian Soltani und Dirigent Patrick Hahn stürmisch zu feiern.

Von Horst Reischenböck

Früher boten die Wiener Symphoniker, also eigentlich das Orchester der Stadt Wien, den Bundesländern im Rahmen ihrer üblichen Tournee mehrere Termine an. Im Jahr des 125jährigen Bestehens blieb’s zwar nur bei einem, gleichwohl nicht geringer zu werten. Das fing schon eingangs mit Mikhail Glinka und seiner Oper Ruslan und Ljudmila an, dessen quirlige Ouvertüre jegliche Rossini-Konkurrenz in den Schatten stellt. Und sie beschert ihrer Anforderungen wegen Orchester-Kontrabassisten bis heute Albträume.

Nach diesem zündenden Einstieg galt die gespannte Aufmerksamkeit dem Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1, mit dem der aus der Schweiz gebürtige, mittlerweile in Feldkirch sesshaft gewordene Marcus Nigsch den erfolgreichen Beweis antrat, dass auch heute noch durchaus spontan ansprechend Reizvolles komponiert werden mag. Das hat er übrigens schon mit seinem 2021 uraufgeführten Orchesterwerk mit dem Titel In freier Natur – eine Schwärmerei bewiesen.

Wie Solist Kian Soltani, dem Nigsch sein Konzert in die Finger und in sein grandios klingendes Stradivari-Instrument schrieb, in einer kurzen Vorbemerkung anmerkte, seien dessen drei Teile zielgerichtet vom beherrschenden Lichtmotiv des Kopfsatzes aus gerichtet. Trotz umfangreich besetztem Schlagwerk war jedoch wenig von der angesprochen kämpferischen Auseinandersetzung zu verspüren – der im 5/4-Takt hatschende erste Satz wirkt ja zum militärischen Marschieren denkbar unbrauchbar. Die elektronische Verstärkung der Solostimme dünkte trotz des großen Orchester-Aufwands nicht zwingend notwendig. Die Symphoniker engagierten sich jedenfalls für dieses an sie adressierte Geburtstagsgeschenk, dem Kian Soltani im Alleingang noch ein persisches Volkslied nachreichte.

Der aus Graz stammende Patrick Hahn ist derzeit jüngster GMD aus Österreichs Landen. Er weilte in dieser Saison bereits zum zweiten Mal in Salzburg, das erste Mal im September des Vorjahres mit dem Sinfonieorchester Wuppertal, dem er vorsteht. Tschaikowskys Sinfonie Nr. 5 in e-Moll op. 64 und den Wiener Symphonikern war er ein bestimmend gestaltender Sachwalter. Beginnend mit dem tragischen Andante-Einstieg der Holzbläser in den Kopfsatz, der subtilen Assistenz zum exquisit beschwörend geblasenen romantischen Hornsolo und dem zärtlich ausschwingenden Walzer, ehe letzter Kampfesmut doch noch in einen gleichwohl fragwürdig auftrumpfend positiven Sieg führte.

Und es wären nicht die Wiener gewesen, wenn sie im Anschluss daran mit zwei federnden und entsprechend bejubelten Polkas das Johann-Strauss-Jahr ins Gedächtnis gerufen hätten.

Bilder: SKV / leo

 

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