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Sehr eigene Frauenköpfe

FRAUENTAG / KONZERT FRAUENSTIMMEN

09/03/25 Am Internationalen Frauentag (8. März) Werke von Frauen aufzuführen: Das ist stimmig. Dass man genau an dem Tag mit einem Festkonzert im Carabinierisaal der Residenz das Jubiläum 15 Jahre Zyklus Frauenstimmen beging, passt ebenfalls. Verkannte, weit unter ihrem Wert gehandelte Komponistinnen? Das gilt für Fanny Hensel-Mendelssohn und Louise Farrenc eher nicht.

Von Reinhard Kriechbaum        

Gerade die beiden waren keineswegs Schaffende, die in einer Männer-Kunstwelt zuschanden kamen. Wenn auch die Familie Mendelssohn ihre Berliner „Sonntagskonzerte“ vor allem deshalb veranstaltet hat, damit der junge Felix einen guten Start in die Karriere fand, hat davon auch seine Schwester Fanny (1805–1947) erheblich profitiert. Und als Ehefrau des Malers Wilhelm Hensel, als gastgebende „Saloniere“ dieser Sonntagskonzerte mit illustren Gästen und Spielpartnern hat sie sich formidabel profilieren können. Dass ihr Oratorium nach Bildern der Bibel nicht mehr gespielt wird, hängt wohl mit dem unbarmherzigen Urteil der Geschichte zusammen. Des Bruders Felix Elias ist eben das romantische Oratorium schlechthin, auch sein Paulus wird viel viel seltener aufgeführt, und noch seltener Schumanns Das Paradies und die Peri.

Das sind die Schlüsselwerke der Epoche – und diese zeitlich einordnend, kommt man tatsächlich auf eine Ungerechtigkeit bei der Einschätzung des Oratoriums von Fanny Hensel-Mendelssohn. Sie schrieb dieses Werk 1831, da hatte Felix Mendelssohn Bartholdy die Arbeit an seinem Elias noch gar nicht begonnen. Paulus und Schumanns Das Paradies und die Peri entstanden erst in den 1840er Jahren.

Fanny Mendelssohn hat den Kollegen also gut vorgearbeitet. Das Konzert unter der Leitung von Gordon Safari, mit der Cantorey Salzburg und der Capella Salisburgensis hat genau diese Vorbildwirkung deutlich gemacht (hier keine Konzertkritik, DrehPunktKultur lauschte bei der Generalprobe). Fanny Mendelssohn, die zum Protestantismus konvertierte Jüdin, hat sich den Text selbst zusammengestellt, aus dem Talmud/Alten Testament und christlichen Bibel-Teilen. Dabei hatte sie eindeutig die musikalischen Wirkungen im Ohr. Der alttestamentarische Gott poltert und straft effektvoll, und umso eindringlicher bitten die Menschen um Güte und Gnade und loben schließlich Gott aufs Effektvollste. Bruder Felix hat sich viel abschauen können für seinen Elias.

Und Louise Farrenc (1804–1875), von der die 1847 komponierte Symphonie Nr. 3 in g-Moll, Op. 36 zu hören war? Sie wurde gefeiert als Pianistin, war drei Jahrzehnte lang Professorin für Klavier am Pariser Conservatoire und mit einem Notenverleger verheiratet. Da gab es keine Karriere-Hemmnisse. Louise Farrenc wurde auch als Komponistin gebührend wahr- und ernstgenommen. Warum ihre Werke heutzutage doch als Raritäten einzustufen sind? In Konzertprogrammen hierzulande kommt französische Symphonik ja fast nur mit drei Stücken vor: mit Berlioz’ Symphonie phantastique, der Symphonie C-Dur des siebzehnjährigen Georges Bizet und der d-Moll-Symphonie von César Franck.

So muss man dankbar sein für die Begegnung mit diesem Stück. „Große“ Romantik steht gegen Abschnitte, in denen die Holzbläser sich nachdrücklich zu Wort melden und gleichsam „symphonische Kammermusik“ hören lassen. So sehr einem dazu gelegentlich Berlioz'sche Sprunghaftigkeit einfallen mag: Es ist keine epigonenhafte Musik. Louise Farrenc hatte ihren eigenen Kopf.

Bilder. Programmheft Frauenstimmen

 

 

 

 

 

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