Bewegung wird Klang

DIALOGE / XAVIER LE ROY

05/12/11 Die Performer „spielen“ Gitarre in der Luft;  machen exakt die gleichen Bewegungen, wie die beiden Gitarristen hinter dem schwarzen Vorhang. Irgendwann gegen Ende schweigen die Gitarren, nur mehr die Arme der Performer bewegen sich. Die richtigen Klänge hört man inzwischen dazu.

Von Heidemarie Klabacher

alt„Salut für Caudwell“ für zwei Gitarren von Helmut Lachenmann, in der Choreographie von Xavier Le Roy: eine Verbindung, die „typisch“ ist, für die Programme des Festivals „Dialoge“, das am vergangenen Wochenende zum letzten Mal in der Konzeption von Stephan Pauly und Berno Odo Polzer über die Bühne gegangen ist. Die Musik-Bewegungs-Performance war schon einmal bei den Dialogen zu erleben, bei der Wiederholung war der Genuss fast noch größer.

altLachenmann lotet in „Salut für Caudwell“ Spieltechniken und Klangerzeugung auf der Gitarre aus. Das Stück besticht durch seine immer wieder aufblühenden pulsierende Rhythmik und Bewegung. Auch am Samstag (3.12.) galt es sich immer wieder zu beherrschen und nicht mitzuwippen oder mitzuschnipsen bei der mitreißenden Interpretation von Günther Schneider, Barbara Romen, Tom Pauwels und Günther Lebbing - von denen nur zwei ihr Instrument in Händen hielten. Die beiden anderen spiegelten die Musik in der reinen Bewegung von Händen und Armen: in der Choreographie und Inszenierung von Xavier Le Roy.

altDieser hat den vorletzten Dialoge-Abend mit einer „Lecture-Performance“ eröffnet, bei der er anhand von Beispielen über die Beziehung zwischen Musik und Choreographie gesprochen hat. Eine „Arm-Choreographie“ aus der Arbeit „Things I Hate to Admit“, die Spielbewegungen des Cellisten in „Pression“ für Cello Solo von Helmut Lachenmann oder auch die Choreographie der Dirigierbewegungen von „Le Sacre du Printemps“ zeigten, wie eng Musik und Bewegung für den Performer zusammengehören. Tatsächlich kann aus der Bewegung Klang im Kopf entstehen - wie danach mit „Salut für Caudwell“ gezeigt wurde.

altMitglieder des oenm spielten dazwischen Studien für Streichinstrumente von Simon Steen-Andersen: „Das erste der drei Stücke aus Studies for String Instruments ist als Bewegung notiert, kann daher auf jedem Streichinstrument gespielt werden, vielleicht sogar auf anderen Instrumenten. Es ist gleichermaßen eine Choreographie für den Spieler sowei ein Klingendes Stück für das Instrument. Ein kleines choreographisches Spiel oder noch besser: eine Art Tanz, der sich selbst begleitet“, so der Komponist.

Die zweite Studie spielt vor allem mit dem Glissando-Effekt - und verlangt ein „Whammy-Pedal“, das den Klang bis zu zwei Oktaven verändern kann. Bei der dritten Studie, für Cello solo, wird der Cellist auch mit Video aufgenommen, die Aufnahme über dien spielenden Spieler projiziert - was neben dem spannenden Sound reizvolle optische Effekte ergibt.

Bilder: ISM/Wolfgang Lienbacher