MOZARTEUMORCHESTER / GESPRÄCHSKONZERT

23/05/25 Ein neues Konzertformat. Als Chef des Mozarteumorchesters brachte Roberto Gonzáles-Monjas im Großen Saal des Mozarteums den Zuhörern seine Erkenntnisse über die Jupiter-Sinfonie näher.

Von Horst Reischenböck

Die letzte Sinfonien-Trias Mozarts beschäftigt Roberto Gonzáles-Monjas schon geraume Zeit. Die ersten beiden Werke dieser Gruppe hat er in den vergangenen Jahren mit dem Musikkollegium Winterthur mit Stücken von Zeitgenossen und modernen Auftragskompositionen verbunden, unter dem Motto Werden und Sein. Nun als Schlusspunkt Vergehen, mit der später so bezeichneten Jupiter-Sinfonie C-Dur KV 551. Sie wurde Donnerstagabend (22.5.) vom Mozarteumorchester absolut überzeugend gestaltet.

Die Frage, warum Mozart in seinen letzten Lebensjahren nur mehr wenige Sinfonien komponierte, begründete Gonzáles-Monjas mit der damals üblichen Konzert-Praxis. Solche Werke wurden gesplittet, auf den Kopfsatz folgten Gesangsdarbietungen (Konzertarien), danach der langsame und ein Tanzsatz, hierauf ein virtuoses Instrumentalkonzert, schließlich das Finale als später, effektvoller Rausschmeißer.

Joseph Haydn arbeitete dem mit seinen für Paris geschaffenen Sinfonien entgegen, Wolfgang Amadé mag sich wohl daran orientiert haben: die Sinfonie als geschlossenes Ganzes. Von „einem der hochrangigsten Musik-Ökosysteme“ spricht Gonzáles-Monjas mit Blick gerade auf die Jupiter-Sinfonie. Für ihn stellt schon der Kopfsatz der Jupiter-Sinfonie mit seinen vier zugrunde liegenden Themen ein aus der damaligen Zeit heraus zu begreifendes politisches Manifest dar. Unüberhörbar vor allem in dem immer wieder durchbrechenden kriegerischen Marsch, der schon nach den Anfangsakkorden angeschlagen wird.

Danach geht’s laut Roberto Gonzáles-Monjas in heftige emotionale Gefühle eines Paares hinein. So antworte nämlich die der weichen Melodie einfach zu unterlegende wiederholte Frage „Liebst du mich?“ ein herrisch abrupt heraus geschleudertes „Nein!“ Dem musste, um der Konvention zu entsprechen, an dritter Stelle ein Menuett folgen, das aber auch – entgegen damaliger Erwartungshaltung – zart und leicht verträumt erst spät „zündet“. Nach diesem dreiteiligen Vorlauf sieht der Dirigent den Gipfel schlechthin als sozusagen friedfertig alles bekrönenden Turm zu Babel, in Gestalt von Sonatenhauptsatz und Fuge.

Die Fuge entstammt ja der Kirchenmusik, in die Sinfonik hat sie der in diesem Bereich immer noch zu wenig gewürdigte Salzburger Haydn-Bruder Michael eingeführt. Mozart setzte dem dann durch das von ihm schon in seiner ersten Sinfonie und hier vom Orchester gesungenen Vier-Noten-Motiv aus der Credo-Messe ein nicht nur für damalige Verhältnisse einzigartiges Denkmal.

Nach den informativ angerissenen Klangbeispielen während der ersten Dreiviertelstunde gab’s nach der Pause dann die Sinfonie als Ganzes. Brillant artikuliert, tonschön geformt von den Bläsern und seitens der Streicher in allen Details dynamisch differenziert bis in leiseste Passagen hinein dargeboten, entsprechend Gonzáles-Monjas beschwörenden Zeichen. So intensiv hat man das hier schon lange nicht mehr erleben dürfen, und entsprechend laut fiel der Jubel aus.

Man darf auf spannende Fortsetzungen hoffen, möglichst vor mehr und vor allem auch vor mehr jugendlichem Publikum.

Bilder: Mozarteumorchester / Vivien Reichelt