HEIMSPIEL / MOZARTEUMORCHESTER

03/11/25 Während sich draußen die Jugendlichen für Halloween zusammen rotteten, ging’s im Orchesterhaus gesitteter zu – präsentierte doch der mit neunzig Lenzen unverwüstliche Leopold Hager drei Mal Nachwuchs mit eben so vielen romantischen Sinfonien.

Von Horst Reischenböck

Nachwuchspflege liegt Leopold Hager am Herzen und so boten er und das Mozarteumorchester, das mit Wagners Fiegendem Holländer und der Vorbereitung der nächsten Sonntagsmatinee mit Bruckners Achter nicht gerade unter Arbeitsmangel leidet, den jungen Kollegen Gelegenheit zum Sich-Erproben. Daher sollte auch das Konzert zum Leopold Hager Dirigent:innen Fonds am Freitag (31.10.) im Orchesterhaus nicht als Wettbewerb um Sieg oder Trophäe betrachtet werden, zumal das gebotene Niveau in allen drei Fällen hoch und erfreulich war.

Katharina Müllner hatte die Italienische von Felix Mendelssohn Bartholdy einstudiert, Julius Zeman die Symphonie Nr. 1 C-Dur von Georges Bizet und Carlo Benedetto Cimento die Symphonie Nr. 4 c-Moll Tragische von Franz Schubert.

Den Anfang setzte der 1998 geborene Wiener Julius Zeman, der unter anderem am Mozarteum bei Reinhard Goebel studiert und auch Leopold Hager assistiert hat. In Salzburg war er bereits für die Stiftung Mozarteum aktiv, er wirkt seit 2023/24 am Saarländischen Staatstheater und dirigierte auch schon in Graz, Nürnberg und München.  Julius Zeman hat die jugendlich frische Erste Bizet gewählt. Sie ist einer jener raren Beiträge zur Gattung, als ihresgleichen im 19. Jahrhundert in Frankreich weniger gefragt und darum eher mager bestellt war.

Es ist spritziges geistreiches Werk, vier abwechslungsreich instrumentierter und spontan anspringende Sätzer (die übrigens auch in einer Aufnahme Hagers mit dem Mozarteumorchester existieren) von Julius Zeman und dem animiert musizierenden Orchester geistvoll umgesetzt.

Es folgte Carlo Benedetto Cimento. Er hatte gleichsam Heimvorteil: Er ist seit der Saison 2023/24 erster Kapellmeister am Landestheater, wo er mit der von ihm entdeckten Salieri Oper Il mondo alla rovescia für Auhsehen sorgte. Heuer lieferte Carlo Benedetto Cimento, der auch schon bei den Mahler Festwochen zu Gast war, mit dem Abschlusskonzert des Young Singers Project sein Festspieldebüt.

In Franz Schuberts Tragischer aus dessen Jugend setzte Cimento dramatisch geschärfte Akzente. Er ließ nur im Andante kurze Ausblicke in geringfügig lichtere Sphären zu, um schon im kaum mehr Menuetto zu nennenden Satz die Zügel wieder energisch anzuziehen: Das Mozarteumorchester mit Frank Stadler am Konzertmeisterpult folgten animiert.

Dritte im Bunde war Katharina Müllner, die in Wien studierte, seit 2024/25 an der Deutschen Oper am Rhein als Kapellmeisterin wirkt. Sie war bereits an der Oper Köln, an der Semperoper in Dresden sowie in Hamburg und Dijon engagiert. Felix Mendelsohn Bartholdys Italienische war bei ihr in besten Händen. Verlieh sie doch den Gefühlen beider Binnensätze ohne Takstock, fast nur mit Fingerspitzen modellierend, Ausdruck, ehe sie als Schlusspunkt das stürmische a-Moll-Finale reißerisch aufgipfelte. Summa summarum ein in jeglicher Hinsicht erfreuliches Triple, entsprechend gewürdigt und bedankt.

Bilder: Mozarteumorchester/Reichelt