KULTURVEREINIGUNG / ANDREY BOREYKO
25/09/25 Im Zentrum des Saisonauftakts mit dem Mozarteumorchester stand am Ruperti-Tag ein Mozart-Klavierkonzert mit Angela Hewitt als Solistin. Der Gastdirigent Andrey Boreyko kostete Giya Kanchelis deskriptive Klänge und, mit dem Cellisten Florian Sima, hingebungsvoll Richard Strauss’ Don Quixote aus.
Von Horst Reischenböck
Ein Großaufgebot gleich zu Beginn, das der vor neunzig Jahren geborene Georgier Giya Kancheli seinem einsätzigen Werk Another Step verordnete. Eine Salzburg-Premiere am Anfang des Mittwochabends, die unter Leitung von Andrey Boreyko perfekt das Credo demonstrierte. Nämlich wie sich in mehreren Anläufen kraftvolle Wirkung aus Kontrast von höchster Anspannung und Ruhe bildet.
Giya Kanchelis eigenen Worten nach entsteht aus Musik Stille, verbinden sich so Schönheit mit Ewigkeit. Hart hämmernde Schlagwerk-Akzente kontrastierten mit historisch anmutend leisen Episoden, laden zu bildlichen Visionen ein. Schließlich untermalte er, dem sein Zeitgenosse Alfred Schnittke „die seltene Gabe eines schwebenden Zeitempfindens“ nachsagte, nicht zuletzt ja auch etliche Filme.
Nach dieser eindrucksvollen ersten Viertelstunde wirkte der anschließende Kontrast mit Wolfgang Amadé Mozart noch nachdrücklicher. In gewisser Weise jedoch auch schmerzlicher, weil in den Ecksätzen seines leider auch besonders als Film-Musik international berühmt gewordenen C-Dur-Klavierkonzert KV 467 irgendwie mehr als sonst martialisch-kämpferische Klänge nach schwangen.
Die Pianistin Angelika Hewitt stanzte ihre Läufe fast über-virtuos aus dem Steinway und verinnerlichte auch kaum das an sich berührend dahin schwebende Andante. Das ist auch eine Erinnerung an Wolfgangs Pasticcio-Konzerte der Jugend und an seinen Schüler Johann Nepomuk Hummel, der ihm später im Trompetenkonzert darin Reverenz erwies. Heftig akklamiert zeigte sich Hewitt danach, mit einer temperamentvollen Domenico Scarlatti-Zugabe, weit mehr in ihrem Element.
Nochmal Illustrierendes dann nach der Pause, diesmal aus Händen von Richard Strauss. Abgesehen vom Musical aus den 1970er Jahren Der Mann von La Mancha war, zum Unterschied, um 1900 Miguel de Cervantes heute kaum mehr geläufiger Roman Don Quixote „in“. Gustav Mahler las ihn immer wieder und amüsierte sich königlich darüber. Kollege Strauss mochte noch vor seinem auf sich bezogen eigenem Heldenleben darin eine Art Seelenverwandtschaft gefunden haben.
Nach seinen unterschiedlich formalen Aneignungen literarischer Vorlagen für Sonatenhauptsatz und Rondo als tönende Ausgangslage von Tondichtungen, und nachdem er bereits Violine, Horn und Klavier mit Solokonzerten bedacht hatte, fand Strauss für den berühmten Ritter von der traurigen Gestalt im Violoncello den ihm ideal dünkenden Partner, um diesem Instrument „fantastische Variationen“ ebenfalls konzertierenden Charakters anzudienen.
Glück für Salzburg und sein Orchester, dass es mit dem Cello-Stimmführer Florian Simma einen exzellenten Könner für den Titelhelden sein eigen nennen darf. Er lotete, nachdem der Klarinettist Ferdinand Steiner den Vorhang gehoben hatte, sowohl technisch wie klangschön alle Facetten der einzelnen Szenen aus. Wobei er aber trotz mehrheitlich durchsichtig instrumentierten Begleitung doch mitunter akustisch ein wenig ins Hintertreffen gerückt wurde.
Ihm zur Seite im gleichen Geist als Sancho Pansa der Bratschist Milan Radič vom vordersten Pult, auch unterstützt durch Konzertmeister Frank Stadler. Andrey Boreyko beflügelte das Tutti entsprechend differenziert und engagiert. Ein Genuss und ergo entsprechend langanhaltend bedankt.
Heute Donerstag (25.9.) wird das selbe Programm wiederholt, am Freitag spielt Akiko Suwanai das Solo im Ersten Violinkonzert in D-Dur op. 19 von Sergej Prokofjew – www.kulturvereinigung.com
Bilder: SKV / ebiharaphotography