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Cecilia und Placido händchenhaltend

PFINGSTFESTSPIELE / GALAKONZERT

07/06/22 Trotz der erkrankungsbedingten Absagen von Maria Agresta, Rebeca Olvera und Rolando Villazòn war der die Pfingstfestspiele beschließende Galaabend „Carmencita & Friends“ ein schönes Wunschkonzert mit etlichen Überraschungen. Cecilia Bartolis Ausflüge in ein Repertoire, das weder barock noch erfüllt von Belcanto ist, wurden bejubelt.

Von Gottfried Franz Kasparek

Der Zauber Sevillas erfüllte in riesigen Projektionen den Hintergrund. Das durch Mitglieder der Würth Philharmoniker verstärkte Originalklang-Orchester Les Musiciens du Prince-Monaco legte nicht bloß solide, sondern inspiriert und feurig sozusagen blühende Klangteppiche unter die Stimme der Bartoli und ihrer Partner. Diese boten zunächst einen Querschnitt durch den ersten Akt von Georges Bizets Carmen.

Gianluca Capuana dirigierte das, als wäre es sein täglich Brot, die Herren des Philharmonia Chors Wien assistierten perfekt. Die Diva spielte eine die Männer eher konventionell verführende Carmen, doch sie tat dies mit  knisternder Erotik, akzentuiertem Französisch und in stimmlicher Bestform. Man könnte sie sich durchaus in einer klugen Bühnenproduktion vorstellen. Daneben waren John Osborn ein betont lyrischer, eher elegant als bäurisch agierender Don José und Nicola Alaimo ein Escamillo mit schier unbegrenzter Stimmgewalt. Das Chanson bohème bewältigte Cecilia Bartoli mangels einer Frasquita allein und absolut mitreißend.

Davor hatte es Mozart in Sevilla trotz der erlesenen Besetzung gar nicht so leicht gehabt. Die Figaro-Ouvertüre samt unhörbarem Hammerklavier wollte nicht so recht zünden. In den Don Giovanni-Ausschnitten musizierte Maestro Capuana mit seinem Orchester zwar viele feine Details heraus, doch das Klangbild blieb seltsam dumpf. Nicola Alaimo mit der komödiantisch auftrumpfenden Registerarie, John Osborn mit einem sensiblen und poetischen Il mio tesoro und Ildebrando D'Arcangelo als aggressiv den Genuss feiernder Don Giovanni erhielten ihre verdienten Bravi. Dann erschienen händchenhaltend der mindestens 81jährige Plácido Domingo und die Bartoli und sangen Là ci darem la mano, innig wie eine verträumte Erinnerung an die Jugend. Beethovens Fidelio spielt auch nahe Sevilla - und so leitete der Gefangenenchor stimmungsvoll über zu Carmencitas Abenteuern.

Nach der Pause dominierte zunächst die fabelhafte, charismatische Flamencotänzerin María Pagés in Begleitung von Gesang, Cello und Gitarre die Bühne. Es ist besser, über die folgende Interpretation der Ouvertüre zu Verdis La forza del destino den Mantel des Schweigens zu breiten. Die Begleitung der beiden folgenden Solonummern erinnerte bestenfalls an jenes fragwürdige Ergebnis, das einst Nikolaus Harnoncourt mit Aida erzielte. Piotr Beczala sang Szene und Romanze des Alvaro mit geschmeidigem Spintotenor und Höhenglanz, die Beherrscherin des Abends schlug sich im Gebet der Leonora wacker und erfreute mit vom Chor umflorten Piani in verklärt umwölkter Höhe.

Bei Rossinis Barbiere-Ouvertüre waren Dirigent und Orchester wieder in ihrem Element, trafen aber auch die Zarzuela-Atmosphäre einer Sevilla-Huldigung von Agustín Lara, der ja nicht nur Granada hat hochleben lassen. Und dabei verwandelte sich Altmeister Domingo plötzlich wieder von einem soignierten Bariton in einen Tenor mit jenem unverwechselbar bronzenem Timbre und jener berührenden Bühnenpräsenz, die ihn zu einem der Größten seines Fachs gemacht haben. Es folgte noch das Barbier-Finale mit Jubel, Trubel, Heiterkeit. Zu den beiden neapolitanischen Zugaben erschien der Vesuv im Hintergrund. Alle Mitwirkenden, mit den „drei Tenören“ Beczala, Domingo und Osborn sowie „La Bartoli“ im Zentrum, erfreuten mit dem mediterranem Schmelz von Non ti scordar di me von Ernesto De Curtis und O sole mio von Eduardo Di Capua. Und wie jedes Jahr bei dieser Gelegenheit unterstützte eine auch des Mandolinenspiels kundige Geigerin des Orchesters das vokale Schmachten, in dem diesmal besonders Piotr Beczala noch etliche prachtvoll leuchtende hohe C's platzierte. Beschwingt schritt man in den lauen Sommerabend.

Bilder: SF / Marco Borelli

 

 

 

 

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